Griechenland wurde verhöhnt, verspottet, beleidigt. Deutsche Politiker legten den Hellenen mit Blick auf den dramatisch gewachsenen Schuldenberg sogar den Verkauf ihrer Inseln nahe. Die Griechen galten als die Totengräber des Euro, sorgten für die größte Krise der jungen Währung. Doch nun hat Athen ganz offensichtlich den Ernst der Lage verstanden. Das rigide Sparprogramm der Regierung trägt erste Früchte. Um satte 46 Prozent - und damit deutlich stärker als geplant - ist das Haushaltsdefizit im ersten Halbjahr 2010 zurückgegangen. Auch die größten Skeptiker des Sparkurses müssen zugestehen, dass die Griechen auf dem richtigen Weg sind. Allerdings ist erst ein Etappenziel erreicht.

Die griechische Bevölkerung wird sich weiter einschränken, harte Einschnitte hinnehmen müssen. Bereits in den vergangenen Monaten ist es zu gewalttätigen Protesten und Streiks gegen die Sparmaßnahmen gekommen - wohl nur ein Vorgeschmack auf Aktionen, die folgen werden. Doch Athen hat gar keine andere Wahl, als den eingeschlagenen Kurs fortzusetzen. Schließlich sind die Milliardenhilfen der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds an unmissverständlich formulierte Bedingungen geknüpft.

Gut möglich, dass Griechenland am Ende seines langen und steinigen Weges sogar als Vorbild für andere Schuldenstaaten dasteht. Denn letztlich haben nicht nur die Menschen dort, sondern in der gesamten Euro-Zone allzu lange über ihre Verhältnisse gelebt. Der Fall Griechenland würde so eine unerwartete Wendung nehmen. Es wäre den Griechen und dem Rest Europas zu wünschen.