Washington. Der Außenseiter macht Druck auf die beiden großen Mitbewerber Airbus und Boeing. Mit einem Billigangebot wollen Antonow und sein Partner U.S. Aerospace den Zuschlag für den "Jahrhundertauftrag" der amerikanischen Luftwaffe erhalten.

Das Konsortium reichte nach den Branchenführern seine Kalkulation für 179 neue Tankflugzeuge für die US-Streitkräfte ein. Der veranschlagte Preis liegt bei 29,55 Milliarden Dollar. Airbus und Boeing dürften dagegen den Preisrahmen von 35 Milliarden Dollar voll ausschöpfen. Inklusive Folgeaufträgen und Wartung lockt langfristig ein Geschäft über 100 Milliarden Dollar.

Wirkliche Chancen rechnet sich das ungewöhnliche Gespann aus dem staatlichen ukrainischen Flugzeughersteller, der die größten Transportflugzeuge der Welt baut, und dem kleinen US-Rüstungsunternehmen, das im ersten Quartal nur 557 690 Dollar umsetzte, aber nicht aus. Airbus schickt einen Tankflieger auf Basis des A330 ins Rennen, Boeing eine 767. "Beide Modelle sind fortschrittlich und gut konstruiert", lobte U.S. Aerospace. "Es mag unmöglich für uns sein, mit diesen Angeboten zu konkurrieren." Ursprünglich wollten U.S. Aerospace und Antonow mit drei verschiedenen Modellen punkten. Jetzt gehen sie nur noch mit der eigens entwickelten AN-112KC an den Start. "Wir sind stolz darauf, am größten militärischen Vergabeverfahren der Geschichte teilzunehmen", sagte U.S.-Aerospace-Manager Michael Goldberg, räumte aber ein, nicht alle Anforderungen der Air Force erfüllt zu haben.

Es ist bereits die dritte Ausschreibung für den Auftrag. Boeing und Airbus hatten je einmal gesiegt. Wegen Mauscheleien und angeblicher Formfehler wurden die Zuschläge wieder einkassiert. Europäische Politiker warfen der US-Regierung Protektionismus vor.

Bei den Langstreckenjets 767 und 777 sowie dem Mittelstreckenflugzeug 757 hat Boeing derzeit mit Problemen zu kämpfen. Wegen wackeliger elektrischer Verbindungen droht die Frontscheibenheizung bei mehreren Modellen zu überhitzen. Dadurch kann es zu Rauch, Feuer oder einem Riss in der inneren Scheibe kommen. Die US-Luftfahrtbehörde FAA hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten elf Fälle registriert und nun angeordnet, dass die Frontscheiben entweder alle 500 Flugstunden überprüft oder neue Fenster eingesetzt werden müssen. Weltweit sind 2619 Maschinen betroffen.