Topmanager der Hafenverwaltungen von Rotterdam und Hamburg wollen einheitliche Umweltstandards für Seeschiffe

Hamburg. Sie sind Konkurrenten, doch sie schätzen und duzen sich. Hans Smits, Chef der Rotterdamer Hafenverwaltung, und sein Kollege Jens Meier von der Hamburg Port Authority trafen sich gestern im Übersee-Club an der Binnenalster. Gemeinsam mit anderen nordwesteuropäischen Häfen wollen Hamburg und Rotterdam Standards festlegen, mit denen die Umweltqualität von Seeschiffen bestimmt werden kann. Daraus sollen die Häfen dann ihre geplanten Umweltgebühren ableiten.

"Es geht dabei nicht um Preisabsprachen", sagte Meier, "sondern darum, dass wir eine einheitliche Grundlage dafür definieren, wie stark die Schiffe die Umwelt belasten. Und wir wollen die Umweltabgaben gleichzeitig erheben. Das erleichtert auch den Reedereien die Planung." Unter dem Dach der europäischen Seehafenorganisation Espo setzen die Häfen unter anderem die Vorgaben der EU zu den Abgasemissionen von Seeschiffen um, die Schritt für Schritt verschärft werden. Einen Zeitpunkt für die Einführung der neuen Umweltgebühr gibt es bislang allerdings noch nicht.

Hamburg und Rotterdam sind neben Antwerpen die führenden europäischen Seehäfen. Die Konkurrenz zwischen Hamburg und Rotterdam wurde mit der zurückliegenden Krise des Welthandels deutlich stärker. Bei den Transitverkehren für Container in den Ostseeraum und retour hat Hamburg in den vergangenen zwei Jahren Marktanteile vor allem an Rotterdam, aber auch an Zeebrügge verloren. Auch deshalb sank der Containerumschlag in Hamburg 2009 auf rund sieben Millionen Einheiten (TEU). "Es gab zwischen unseren Häfen immer Wettbewerb, und der ist gesund, solange er fair und ehrlich ausgetragen wird", sagte Smits.

Bei dem für Hamburg besonders bedeutenden Containerumschlag hat Rotterdam während der Krise deutlich weniger Mengen verloren, zudem setzte die Erholung an der Maas früher ein als an der Elbe. Rotterdam erreichte in den ersten Monaten dieses Jahres wieder das Niveau aus dem Vergleichszeitraum des Rekordjahres 2008. Hamburg hingegen ist mit schätzungsweise rund 3,6 Millionen TEU bis Ende Juni noch weit davon entfernt, den Rekordwert von rund zehn Millionen TEU von 2008 in diesem Jahr zu erreichen. Meier ist dennoch optimistischer als sein Kollege Smits: "Es hat ein deutliches Wachstum begonnen, das auch anhalten wird. Und von den Marktanteilen, die wir verloren haben, werden wir das meiste wieder zurückholen." Smits rechnet damit, dass das Wachstum auf den Rotterdamer Containerterminals in den kommenden Monaten etwas schwächer ausfallen wird als in der ersten Jahreshälfte. Beide Hafenmanager sind jedoch davon überzeugt, dass die Krise des Welthandels überwunden ist.

Entscheidend für Hamburg sei, dass die Vertiefung der Elbfahrrinne und der Ausbau des Nord-Ostsee-Kanals wie geplant in den kommenden Jahren umgesetzt würden, sagte Meier. Einen strukturellen Nachteil für Hamburg aufgrund der weiten Revierfahrt von der Nordsee und der immer größer werdenden Containerschiffe sieht der Chef der Hamburg Port Authority nicht: "Hamburg und Rotterdam haben ihre Stärken und ihre Schwächen. Dass Hamburg im Wettbewerb dauerhaft zurückfällt, kann ich nicht erkennen."

Allerdings dürfte der Wettbewerbsdruck durch Rotterdam noch einmal steigen, wenn der niederländische Hafen wie geplant im Jahr 2013 den ersten Abschnitt des riesigen Erweiterungs-areals Maasvlakte 2 direkt an der Nordsee in Betrieb nimmt. "Wir sind im Zeitplan", sagte Smits. "Der Konzern Dubai Ports wird auf seinem Terminal 2013 starten und wohl im Jahr 2014 in den regulären Betrieb übergehen."

Dubai Ports ist eines der führenden Terminalbetreiberunternehmen der Welt. Es gilt in der Branche als ein wichtiger Standortvorteil von Rotterdam, dass im größten europäischen Hafen solche Anbieter, aber auch Schwesterunternehmen von Reedereien den Containerumschlag betreiben. Im Hamburger Hafen ist diese Art der Vielfalt bislang nicht üblich. Hier teilen sich die HHLA und deren einziger größerer Konkurrent Eurogate das Geschäft.