Maritimer Gipfel in Berlin. Milliarden für Neubauten gefordert

Hamburg/Berlin. Trotz des wieder anziehenden Welthandels sieht Hamburgs Wirtschaftssenator Axel Gedaschko (CDU) noch immer ungelöste Finanzierungsfragen in der Schifffahrt. "Eine entscheidende Frage wird die Kreditfinanzierung sein. Hier verschärfen sich schon heute die Herausforderungen deutlich. Die Sicherung der Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit der maritimen Wirtschaft bleibt eine nationale Herausforderung", sagte Gedaschko gestern beim maritimen Gipfel in Berlin. Dort hatten sich Vertreter von Bund, Küstenländern und maritimer Wirtschaft beim Maritimen Koordinator der Bundesregierung, Hans-Joachim Otto, zu Beratungen getroffen.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) erwartet, dass noch bis zum Jahr 2012 jährlich 170 Millionen Euro an Bürgschaften für die Stabilisierung der fahrenden Flotte nötig sein werden. Hinzu kämen 1,5 bis zwei Milliarden Euro für die Finanzierung von Neubauten, so Gedaschko. Gelänge es nicht, gerade für die bereits eingesetzten Schiffe Lösungen zu finden, sei mit dem Verkauf von Frachtern ins Ausland zu rechnen. Damit könnte auch der Verlust von Arbeitsplätzen verbunden sein.

Immerhin hat sich die Lage der Reedereien seit März gebessert, als die Experten zum ersten Mal in Berlin zusammenkamen. So hat sich nach Berechnungen des Brancheninformationsdienstes Alphaliner die Kapazität der Weltcontainerflotte in den ersten sechs Monaten 2010 um 1,78 Millionen Standardcontainer (TEU) erhöht. Von den 600 Schiffen, die im März festlagen, fahren heute 400 wieder.

Steigt der Welthandel wie von der WTO prognostiziert um 9,5 Prozent, wird sich dies auf den Umschlag in den Häfen auswirken. Nach den teilweise zweistelligen Umschlageinbrüchen von 2009 geht es hier derzeit wieder aufwärts. Auch in Hamburg ist das Plus - wie berichtet - deutlich. So erhöhte sich die Zahl der abgefertigten Container im Mai gegenüber dem Vorjahresmonat um 16,2 Prozent auf 653 000 Standardcontainer (TEU), wie die Wirtschaftsbehörde mitteilte.

Insgesamt seien bisher dramatische Verwerfungen bei den Unternehmen ausgeblieben. Banken, Reedern, Emissionshäusern und Anlegern sei es gelungen, die Branche zu stabilisieren, sagte Hamburgs Wirtschaftssenator. So flossen nach Angaben des Verbandes Geschlossene Fonds zuletzt 200 Millionen Euro Kapital in Schiffsfonds.

Bund und Länder würden im Rahmen der Bürgschaftsprogramme helfen. "Wir unterstützen die Entwicklung zum Beispiel durch beschleunigte Verfahren beim KfW-Sonderprogramm", sagte der Maritime Koordinator Hans-Joachim Otto. Zudem würden staatliche Schiffbauaufträge vergeben.