Soziologe Jean Ziegler macht Gier von Bankern für Hunger in der Welt verantwortlich

Hamburg. Der international bekannte Schweizer Soziologie-Professor Jean Ziegler sieht die Finanzspekulanten als Schuldige für das zunehmende Elend in der Dritten Welt. "Die Finanzspekulanten sind für mich Großverbrecher, die direkt zum Tod von Hunderttausenden Menschen geführt haben. Der Kausalzusammenhang ist eindeutig", sagte der langjährige Uno-Sonderberichterstatter im Abendblatt-Interview. Die Industriestaaten hätten den in finanzielle Schieflage geratenen Banken zig Milliarden Euro zur Verfügung gestellt und gleichzeitig ihre Beiträge an das Welternährungsprogramm der Uno um mehr als 50 Prozent gekürzt. Die Spekulanten gehörten laut Ziegler "vor ein internationales Gericht wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Ziegler hält die Bankenhilfen für einen Fehler. "Selbst nach der Rettungsaktion muss man doch feststellen, dass die demokratischen Rechtsstaaten offenbar keine Möglichkeit sehen, um die Habgier der Banker zu zivilisieren. Der Boni-Wahnsinn geht weiter", so der Vizepräsident des beratenden Ausschusses des Menschenrechtsrates. Für Ziegler muss "die neoliberale Wahnidee, die uns in die Katastrophe geführt hat, zerstört werden". Er fordert eine Welt, "in der die Menschenrechte auf Nahrung, Wasser, Wohnen, Bildung und Gesundheit Vorrang haben".