Hamburg. Die Übernahme der 120 insolventen Karstadt-Warenhäuser kostet den Berliner Milliardär Nicolas Berggruen zunächst nur einen symbolischen Euro. Das sagte sein Sprecher Wolfgang Weber-Thedy gestern dem Abendblatt und bestätigte damit einen Bericht der "Bild am Sonntag".

Allerdings geht der Privatinvestor Berggruen nach Angaben seines Sprechers mit dem Kaufvertrag weitreichende finanzielle Verpflichtungen ein. So erhalte Karstadt von Berggruen sofort eine Kapitalspritze von 65 Millionen Euro. Für die kommenden drei Jahre sind Investitionen in Höhe von insgesamt 250 Millionen Euro geplant. Künftige Gewinne dürfen nicht ausgeschüttet, sondern müssen wieder investiert werden. Zusätzlich werden für die Namensrechte an der Marke Karstadt fünf Millionen Euro fällig.

"Viel mehr als um den Kaufpreis geht es den Karstadt-Gläubigern um ein nachhaltiges Konzept - und darum, dass genug Mittel für die Sanierung bereitstehen", sagte Weber-Thedy. Selbst von einer höheren Kaufsumme würde die Warenhauskette nicht profitieren - der symbolische Euro muss direkt an den insolventen Mutterkonzern Arcandor überwiesen werden. Das Bundeskartellamt hatte die Übernahme der Karstadt-Warenhäuser, darunter auch elf Filialen in Hamburg, bereits Ende Juni genehmigt. Auch den Kaufvertrag hat Berggruen bereits unterzeichnet. Er wird aber erst rechtskräftig, wenn eine Einigung mit dem Vermieterkonsortium Highstreet über die Höhe der Mieten vorliegt.

Das Konsortium um die Banken Goldman Sachs, Deutsche Bank und die italienische Borletti hatte ursprünglich für das Jahr 2011 rund 211 Millionen Euro Miete gefordert. Nun besteht Branchenkreisen zufolge Einigkeit auf Zahlungen von 210 Millionen Euro. Schrittweise sollen die Mieten dann steigen. 2018 sollten schließlich 240 statt der von Highstreet geforderten 250 Millionen Euro fließen.

Berggruen dringt auf eine baldige Einigung, da das Amtsgericht Essen am 16. Juli über die Annahme des Insolvenzplans für Karstadt entscheiden will. Bei der Gewerkschaft Ver.di geht man allerdings von einer positiven Entscheidung Highstreets aus: "Wir können uns nicht vorstellen, dass jemand 25 000 Arbeitsplätze riskieren will", sagte ein Ver.di-Sprecher. Berggruen will den Konzern in drei Säulen - Sporthäuser, Premiumhäuser wie das Hamburger Alsterhaus sowie die übrigen Warenhäuser - teilen.