Eckhard Spoerr wurde 2009 des Insiderhandels mit Aktien für schuldig befunden. Die Höhe seiner Geldstrafe wird ab Montag in Hamburg neu verhandelt

Hamburg. Seinem Renommee wird der Termin wohl nichts nützen, möglicherweise aber seinem Kontostand. Ab Montag steht der frühere Freenet-Chef Eckhard Spoerr erneut vor dem Landgericht Hamburg am Kapstadtring. Mit ihm wird der ehemalige Freenet-Finanzvorstand Axel Krieger vor Gericht erscheinen.

Die beiden Manager hatten Revision gegen ein Urteil des Landgerichts vom Januar 2009 eingelegt: Wegen verbotener Insidergeschäfte hätte Spoerr eine Geldstrafe von 300 000 Euro zahlen sollen, sein früherer Vorstandskollege 150 000 Euro. Zudem sollten die Verurteilten den Bruttogewinn aus den Aktienverkäufen von jeweils rund 700 000 Euro an den Staat zahlen.

Im Februar hatte der Bundesgerichtshof die Revision zwar zurückgewiesen, der Protest gegen den Schuldspruch sei "unbegründet". Allerdings entschied das oberste deutsche Gericht für Zivil- und Strafverfahren, dass das Strafmaß zu hoch sei. Wie ein Sprecher des Hamburger Landgerichts dem Abendblatt bestätigte, muss die Höhe der Geldstrafen nun neu festgelegt werden. "Mit einer Entscheidung ist am Montag noch nicht zu rechnen, es sind mehrere Fortsetzungstermine angesetzt", hieß es am Freitag.

Die Wirtschaftskammer des Hamburger Landgerichts hatte vor eineinhalb Jahren entschieden, dass Spoerr und Krieger im Sommer 2004 ihr Insiderwissen als Vorstandsmitglieder ausgenutzt und je etwa 60 000 Aktien des norddeutschen Telekommunikationsunternehmens verkauft hatten. Kurz darauf war der Börsenkurs von Freenet wegen Kundenschwunds dramatisch eingebrochen. Mit ihrem Urteil war die Kammer unter dem Strafantrag des Staatsanwalts geblieben, der für die Angeklagten ein Jahr Haft auf Bewährung gefordert hatte.

Der einstige Überflieger Eckhard Spoerr, noch 2005 als "Shootingstar des Jahres" der Telekommunikationsbranche gefeiert, hatte Freenet fast zehn Jahre lang geführt. In dieser Zeit hatte der ehrgeizige Schwabe das Unternehmen mit Sitz im schleswig-holsteinischen Büdelsdorf an die Börse gebracht und zum größten netzunabhängigen Telekommunikationsanbieter Deutschlands mit heute mehr als 17 Millionen Kunden gemacht. 2009 erwirtschaftete die Freenet-Gruppe mit 4400 Mitarbeitern 3,65 Milliarden Euro Umsatz, größtenteils mit Mobilfunk. Kurz vor dem Schuldspruch im Januar 2009 hatte Spoerr sein Amt überraschend geräumt. Seinen Posten als Aufsichtsratschef beim Hamburger Solarunternehmen Conergy hat er nach wie vor inne - allerdings haben Anleger bereits gegen seine Wiederwahl bei der ursprünglich für Mai geplanten Hauptversammlung protestiert. Wegen Finanzproblemen ist der Termin nun aber laut einem Conergy-Sprecher auf noch unbestimmte Zeit verschoben.