Zeitarbeit im Aufschwung. Zuletzt waren 765 000 Menschen in Deutschland als Leihkräfte registriert - Tendenz stark steigend. Gesundheitsberufe immer gefragter

Hamburg. Bei den Zeitarbeitsfirmen zieht das Geschäft wieder kräftig an: Deutschlands Branchenprimus Randstad sucht aktuell rund 6000 neue Mitarbeiter. Allein im Großraum Hamburg gebe es bei Randstad 790 offene Stellen, sagt Firmensprecherin Petra Timm dem Abendblatt.

"Ein Großteil davon bezieht sich auf kaufmännische Mitarbeiter und Sekretariatstätigkeiten", erklärt sie. "Sehr gefragt sind aber außerdem Industriemechaniker, Schlosser, Installateure oder Elektriker." Daneben biete man auch Menschen ohne Berufsausbildung Chancen, für sie gebe es offene Stellen als Produktionshelfer oder für den Einsatz im Lager oder im Versand.

Die Nummer zwei der Branche steht dem Marktführer kaum nach: "Wir haben derzeit rund 5200 offene Stellen", sagt Petra Reinholz, Geschäftsführerin der Adecco Personaldienstleistungen GmbH in Düsseldorf. "Etwa zwei Drittel sind aus dem kaufmännischen Bereich, aber auch im Gesundheitswesen werden zunehmend qualifizierte Fachkräfte nachgefragt."

Der Konkurrent Manpower bietet nach eigenen Angaben derzeit etwa 3000 offene Positionen an, davon 167 in der Metropolregion Hamburg. Mit insgesamt 16 800 überbetrieblichen Beschäftigten (per Jahresende 2009) ist Manpower der drittgrößte Zeitarbeitskonzern in Deutschland hinter Randstad (etwa 46 000) und Adecco (rund 30 000).

In Hamburg ist Manpower unter anderem über den auf den Luftfahrtsektor spezialisierten Personaldienstleister AviationPower, ein Gemeinschaftsunternehmen mit Lufthansa Technik, aktiv. Die Tochtergesellschaft hat aktuell rund 700 Beschäftigte, für das Jahr 2010 ist ein leichter Zuwachs geplant.

"Insgesamt befindet sich die Branche aktuell in einer kräftigen Wachstumsphase", sagt Michael Wehran, Sprecher des Bundesverbands Zeitarbeit (BZA). Nach jüngsten Zahlen vom April seien 765 000 Menschen in Deutschland als Leiharbeitnehmer registriert, im März waren es 720 000.

Gegenüber dem Rekordstand von 822 000 Beschäftigten im Juli 2008 war die Zahl im Zuge der Wirtschaftskrise drastisch bis auf 580 000 im April 2009 eingebrochen. Branchenweit betreffe die Zeitarbeit noch immer zum Großteil eher einfache Tätigkeiten, so Wehran. Der Anteil von Akademikern nehme aber auf niedrigem Niveau zu, auch Fachpersonal in Gesundheitsberufen sei immer stärker gefragt.

Gestern ist für 250 000 bis 300 000 Zeitarbeitnehmer in BZA-Mitgliedsunternehmen ein neuer Tarifvertrag in Kraft getreten. Er sieht unter anderem in der niedrigsten Entgeltgruppe eine Anhebung des Tarifs von 7,38 Euro auf zunächst 7,60 Euro pro Stunde in Westdeutschland vor, in weiteren Stufen soll das Gehalt bis November 2012 auf 8,19 Euro steigen.

Außerdem schließe der Tarifvertrag eine missbräuchliche Anwendung der Zeitarbeit in der Form der "konzerninternen Arbeitnehmerüberlassung" wie bei Schlecker künftig aus.