Bonn. Das Bundeskartellamt hat offenbar neue Hinweise auf verbotene Preisabsprachen im deutschen Einzelhandel. Der Sprecher der Wettbewerbsbehörde, Kay Weidner, sagte gestern, es gebe interne Überlegungen, die bereits zum Jahresanfang eingeleiteten Ermittlungen wegen möglicher Preisabsprachen bei Süßwaren, Kaffee und Tiernahrung auf weitere Produktgruppen auszuweiten. Durch die Kungeleien könnten Millionen von Verbrauchern geschädigt worden sein.

Das Kartellamt hatte bereits im Januar in einer groß angelegten Razzia Geschäftsräume von elf deutschen Einzelhandelsunternehmen und vier Markenartikelherstellern durchsucht - darunter auch Büros der Handelsketten Edeka, Rewe und Metro. Der Verdacht der Behörde: Die Markenartikelhersteller sollen sich mit den Händlern über die Gestaltung der Endverbraucherpreise abgestimmt haben. Das "Handelsblatt" berichtete, die damals sichergestellten Daten zeigten, dass der Kartellsumpf viel größer sei als ursprünglich angenommen. Die Behörde glaube nun, dass es in der Konsumgüterbranche jahrelang ein ganzes Netz von Preisabsprachen gegeben habe. Nach Informationen der Nachrichtenagentur DAPD sollen einige Unternehmen mit dem Kartellamt kooperiert und damit die Ermittlungen vorangebracht haben.

Erhärtet sich der Verdacht der Wettbewerbshüter, drohen den Unternehmen laut "Handelsblatt" Bußgelder im unteren dreistelligen Millionenbereich. Allerdings ist mit einem schnellen Abschluss der Verfahren wohl nicht zu rechnen. Kartellamtssprecher Weidner betonte, die Auswertung der sichergestellten Daten werde noch geraume Zeit dauern.