Sparkassen führen neue Geldkarten ein, die nur vor ein Lesegerät gehalten werden müssen. Andere Bankengruppen und der Einzelhandel reagieren zurückhaltend

Hamburg. Die Sparkassen wollen die Deutschen stärker zum Bezahlen mit Karte bewegen. Mit einer neuen Funktion auf der EC-Karte soll das bargeldlose Begleichen von Kleinbeträgen ankurbelt werden. Gedacht ist an Beträge von bis zu 20 Euro, aber auch höhere Summen bis zu 200 Euro sind möglich. Die Institute wollen hierzu vom zweiten Halbjahr 2011 an die EC-Karten mit einer Zusatzfunktion ausstatten, die schnelles Bezahlen an Kassen ermöglicht. "Die Karte muss nur noch vor ein Lesegerät gehalten und nicht mehr wie bisher in einen Schlitz gesteckt werden", sagt Michaela Roth vom Deutschen Sparkassen- und Giroverband.

2014 sollen alle 45 Millionen Sparkassen-Cards über die neue Technologie verfügen. Doch ob sich wirklich alle Sparkassen beteiligen, ist offen. "Wir prüfen noch, ob wir diese neue Möglichkeit unseren Kunden anbieten werden", sagte die Sprecherin der Hamburger Sparkasse, Stefanie von Carlsburg, dem Abendblatt.

Nur jeder Fünfte kennt die aufladbare Geldkarte

Schon jetzt können die Kunden ihre EC-Karte mit bis zu 200 Euro am Geldautomaten aufladen und damit im öffentlichen Nahverkehr, an Parkschein- und Zigarettenautomaten und teilweise im Einzelhandel bezahlen. Dazu muss die Karte allerdings in einen Kartenschlitz eingeführt werden. Das Problem: Nur 21 Prozent der Verbraucher kennen diese Funktion des Chips auf ihrer Girokarte, obwohl 80 Prozent der Karten damit ausgestattet sind, wie aus einer Studie der Bundesbank hervorgeht. Ablesbar ist das an einem aufgedruckten Symbol mit dem Schriftzug "Geldkarte". In 82 Prozent aller Fälle bezahlen die Deutschen noch immer am liebsten mit Bargeld.

Mehr Akzeptanz versprechen sich die Sparkassen von der schnellen und kontaktlosen Technologie des Bezahlvorgangs. "Die Wartezeiten an der Kasse verkürzen sich damit um bis zu 25 Prozent", sagt Roth. Die Zahlungen erfolgen dann ohne Eingabe einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN) oder Unterschrift. Voraussetzung ist, dass die Karte mit einem ausreichenden Betrag aufgeladen wurde. "In einem zweiten Schritt wird es auch möglich sein, kontaktlos und mit Eingabe der PIN zu bezahlen", sagt Roth. Dann spielt das Guthaben auf der Karte keine Rolle mehr. Kunden von anderen Bankengruppen werden wohl noch länger auf die neue Karte warten müssen.

Einzelhandel fürchtet zusätzliche Kosten durch neues Bezahlverfahren

"Solange es nicht ausreichend Akzeptanzstellen gibt, werden wir unsere Karten mit der Funktion nicht ausrüsten", sagt Steffen Streudel vom Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken. Immerhin müssten 600 000 Kassenterminals mit der neuen Technik ausgestattet werden. Da viele Händler die Geräte geleast haben, sind sie an eine vorgegebene Vertragslaufzeit gebunden und können die Geräte nicht einfach austauschen. Der Bundesverband der Banken, in dem die privaten Geschäftsbanken organisiert sind, verweist auf die eigenständige Geschäftspolitik seiner Mitgliedsinstitute. "Wir planen nicht die Aufrüstung unserer Karten", sagt Ralf Palm von der Postbank.

Nach Darstellung der Sparkassen-Finanzgruppe gibt es bereits Gespräche mit dem Lebensmittel- und Drogeriehandel über einen Einsatz des neuen Bezahlverfahrens. "Wir verschließen uns neuen Verfahren nicht, favorisieren aber aus Kostengründen das elektronische Lastschriftverfahren mit Unterschrift", sagt Kai Falk vom Hauptverband des Deutschen Einzelhandels. Wie so oft geht es ums Geld: Das Bezahlen mit EC-Karte und PIN kostet den Handel 0,3 Prozent des Zahlbetrages, mindestens acht Cent. Auch das kontaktlose Bezahlen wird für den Handel nicht kostenlos sein.