Brüssel. Weil sie 18 Jahre lang Preise absprachen und Märkte aufteilten, sollen 17 Spannstahlproduzenten zahlen: Die EU-Kommission verhängte gestern eine Geldbuße von mehr als einer halben Milliarde Euro gegen ein Kartell, das sich selbst "Club Europa" nannte. Mit von der Partie waren neben Marktführer ArcelorMittal auch die deutschen Firmen Pampus und Saarstahl. Saarstahl packte 2002 aus, ermöglichte so die Zerschlagung und entging damit selbst einer Geldbuße.

"Es ist erstaunlich, wie es so zahlreichen Unternehmen gelingen konnte, über einen so langen Zeitraum hinweg, nahezu die gesamte europäische Bauindustrie zu schädigen", sagte Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia. Die Unternehmen seien fast so aufgetreten wie in einer Planwirtschaft, sagte der Sozialist aus Portugal.

Die Höchststrafe von 276,5 Millionen Euro muss der Weltmarktführer ArcelorMittal zahlen, der auch ein Werk in Hamburg hat. Gegen Pampus wurde eine Geldbuße von 56 Millionen Euro verhängt. Saarstahl bleibt als Kronzeuge straffrei. Insgesamt beträgt die Buße 518 Millionen Euro, das ist die neunthöchste je verhängte Kartellstrafe der Kommission.

Laut EU-Kommission gibt es Beweise für mehr als 550 Kartelltreffen. Absprachen wurden in sämtlichen damaligen EU-Ländern außer Großbritannien, Irland und Griechenland getroffen. Die beteiligten Unternehmen setzten einzelne Lieferquoten und Preise fest, teilten Abnehmermärkte untereinander auf und tauschten sensible Geschäftsinformationen aus, erklärte Almunia. Aus Spannstahl werden Metalldrähte und Litzen gemacht, die sich in fast allen Betonbodenplatten, Balkonen und Brücken finden.