Bei privaten Rentenversicherungen kommt es sehr auf den Anbieter an. Experten geben aber durchaus gute Noten

München. Erst taumelten Banken, dann der Euro und zuletzt tauchten hinter manchen der lange als sicher geltenden Staatsanleihen europäischer Staaten große Fragezeichen auf. In Letztere haben auch Versicherer investiert, die damit zum Beispiel private Rentenpolicen finanzieren. Große Ängste um die Sicherheit solcher Privatrenten müssen Anleger aber nicht haben, beruhigt der Chef des Versicherungsanalysehauses Map-Report, Manfred Poweleit. Denn investiert hätten Versicherer vor allem in die besonders sicheren deutschen Staatsanleihen oder die deutscher Bundesländer. Umfangreiche Kapitalanlagen steckten zwar auch in festverzinslichen Wertpapieren regionaler Banken, die aber vielfach durch staatliche Rettungsschirme abgesichert sind.

Allen Crash-Propheten zum Trotz lobt Poweleit private Rentenversicherungen inmitten kriselnder Finanzmärkte sogar als eine durchaus "beeindruckende Erfolgsgeschichte" und kann das mit einer Studie belegen. Untersucht haben die Experten des Map-Reports die Variante sofort beginnender Rentenversicherung gegen Einmalzahlung. Ausgegangen sind sie von einem 63-Jährigen, der einem Versicherer zu seinem Rentenbeginn 50 000 Euro zahlt und dafür sofort eine monatliche Rente bezieht. Geschah das 1990 sind aus der Einzahlung binnen 20 Jahren beim besten getesteten Versicherer R+V bis heute 107 468 Euro geworden, beim schlechtesten Neue Leben immerhin noch 93 124 Euro.

Jeder Deutsche müsste im Monat 140 Euro einzahlen

"Mit einer Verdoppelung hätte ich in keinem Fall gerechnet", gesteht Poweleit, der für seine kritische Haltung zur Assekuranz bekannt ist. Denn was die Branche viel stärker trifft als Banken-, Euro- oder Staatskrisen, ist die seit Jahren auf den globalen Finanzmärkten anhaltende Niedrigzinsphase. Die macht sich bei jüngeren Verträgen auch zunehmend bemerkbar. Im Schnitt aller untersuchten Versicherer erhielt ein Kunde 2010 bei einer seit 20 Jahren laufenden Police fast 390 Euro monatliche Rente. Wurde der Vertrag allerdings erst im Jahr 1995 abgeschlossen, waren es noch knapp 345 Euro und bei zehn Jahre alten Policen nur noch 291 Euro. Bleibt das Zinsniveau zur Bekämpfung von Staatsschulden noch lange niedrig, hält dieser Trend nach Meinung von Experten an.

Auch den besten Versicherern sei es dann künftig unmöglich, binnen 20 Jahren eine Verdoppelung eines eingezahlten Einmalbeitrags zu erwirtschaften, sagt Poweleit. Sein Fazit ist, dass private Rentenversicherungen zum Ausgleich staatlicher Rentenlücken zwar ausfallsicher sind, aber immer weniger einbringen. Der Map-Report hat ausgerechnet, dass jeder Deutsche im Schnitt monatlich 140 Euro in eine private Rentenversicherung stecken müsste, um diese Lücke zu schließen. In der Realität sind es aber nur 60 Euro. Das liege daran, dass mancher Verbraucher sich einfach nicht mehr leisten könne, räumt Poweleit ein. Anderen sei ein Flachbildfernseher oder anderer Konsum einfach wichtiger.

Das Problem der Reichenrente wird immer akuter

Speziell die Variante der Privatrente gegen Einmalzahlung habe zudem einen Haken, der sie zur Reichenrente macht, kritisiert Poweleit. Denn viele Versicherer verlangten als Mindestbeitrag 40 000 Euro und nicht selten sogar mehr. "Welcher Frührentner kann sich das leisten?", fragt der Map-Chef. Zudem gebe es Hinweise, dass Privatrenten gegen Einmalzahlung auch deshalb in den Vergleichsrechnungen so relativ gut abschneiden, weil sie von Renten gegen laufende Beiträge innerhalb der Versicherungsunternehmen quersubventioniert würden. Mit derartigen Praktiken laufe die Assekuranz Gefahr, als Reichenversicherung in eine Imagekrise zu schlittern und normale Kunden zu verprellen, warnt Poweleit.