Schulden abbauen - in Deutschland so gut wie unbekannt. Zwar sind sich Politiker aller Parteien in ihren Sonntagsreden darüber einig, dass der Schuldenberg mit Blick auf die nächsten Generationen abgetragen werden muss. Doch spätestens mit Beginn der Regierungsverantwortung sind die Taten andere. An die Kürzung von Subventionen trauen sich die Regierenden ungern, weil sie es sich mit starken Lobbygruppen nicht verderben wollen. Und spätestens ein halbes Jahr vor der nächsten wichtigen Wahl werden unpopuläre Sparmaßnahmen ohnehin nicht mehr gewagt.

Doch zum Abbau von Schulden gibt es keine Alternative. Schon heute müssen Kommunen wichtige Vorhaben auf unbestimmte Zeit verschieben, weil ihnen die Zinszahlungen dafür keinen Spielraum lassen. Der ungebremste Schuldenanstieg führt zur politischen Handlungsunfähigkeit, kann langfristig sogar die Demokratie gefährden. Dabei ist der Abbau von Schulden möglich. Länder wie Kanada oder Irland haben es vorgemacht. In wirtschaftlich guten Zeiten müssen die Regierenden ihre Ausgaben herunterfahren. Denn während des Aufschwungs kann eine Volkswirtschaft Sparprogramme am besten wegstecken und die vom Rotstift Betroffenen zeigen die größte Akzeptanz. Aber in Deutschland ist man diesen Weg nicht gegangen. In der Krise gab der Staat das Geld aus, um den Konjunkturmotor anzuwerfen. Während des Booms fehlte der Mut zu harten Einschnitten. Der Schuldenberg ist nun auf eine gigantische Höhe angewachsen. Doch kapitulieren darf der Staat auch vor dieser Herkulesaufgabe nicht.