Streik abgewendet. Vorschlag des Schlichters Klaus von Dohnanyi angenommen

Frankfurt. Keine Streiks zur Haupturlaubszeit: Die Lufthansa und die Pilotenvereinigung Cockpit haben sich auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Beide Seiten nahmen die Schlussempfehlung des Schlichters Klaus von Dohnanyi an, wie sie am Donnerstagabend mitteilten. Vorbehaltlich der Zustimmung der Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung ist damit ein monatelanger Tarifstreit beendet, und Streiks in den Sommerferien sind abgewendet. Bei den seit Monaten laufenden Tarifverhandlungen ging es um den Vergütungs- und Manteltarifvertrag für das Cockpitpersonal der Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings.

Piloten müssen eine Nullrunde bis Ende März 2011 hinnehmen

Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg sagte, es sei ein "fairer Kompromiss" gelungen, der von beiden Seiten Zugeständnisse fordere. Für die Piloten sei dies unter anderem eine Nullrunde bis Ende März 2011. Im Gegenzug werde Arbeitsplatzsicherheit hergestellt.

So seien die Interessen der Piloten "hinsichtlich der Vermeidung von Arbeitsplatz-Auslagerungen ins Ausland" berücksichtigt worden, hieß es in einer Mitteilung. Die Piloten hatten befürchtet, dass billigere Lufthansa-Töchter ihnen im eigenen Haus zunehmend Konkurrenz machen könnten.

Die Verhandlungskommission der Vereinigung Cockpit nahm die Schlussempfehlung des Schlichters einstimmig an. Nun müssen noch die abstimmungsberechtigten Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung zustimmen, die am 20. Juli enden soll. Auch die Lufthansa nahm nach eigenen Angaben Dohnanyis Empfehlung an.

Im Jahr 2001 schlichtete Hans-Dietrich Genscher im Tarifstreit

Ende Februar waren rund 4000 Lufthansa-Piloten zu einem Streik aufgerufen, das Arbeitsgericht Frankfurt hatte beide Seiten dann aber aufgefordert, die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Der eintägige Streik hatte für massive Störungen im Luftverkehr der Lufthansa gesorgt und das Unternehmen mit rund 50 Millionen Euro belastet. Am 7. April hatte die Vereinigung Cockpit einen mehrtägigen Streik abgesagt, weil sie sich mit dem Unternehmen grundsätzlich auf das Schlichtungsverfahren für den Tarifstreit verständigt hatte. Als Schlichter wurde der SPD-Politiker Dohnanyi eingesetzt, der bis 1988 Erster Bürgermeister von Hamburg war.

Den letzten größeren Tarifstreit zwischen Piloten und Unternehmen hatte es im Jahr 2001 gegeben. Damals musste eine Lösung mithilfe des früheren Außenministers Hans-Dietrich Genscher als Schlichter gefunden werden.