Investor Berggruen und die Vermieter haben sich im Streit um Mietsenkungen aufeinander zubewegt

London/Essen. Im Streit um die Mieten für Karstadt steuert der deutsch-amerikanische Investor Nicolas Berggruen auf eine Einigung mit den Eigentümern der Warenhäuser zu. Die Bedingungen seien in Grundzügen ausgehandelt, sagte eine mit den Gesprächen vertraute Person. "Es sieht aus, als könne man sich einigen", sagte ein anderer Insider. Möglicherweise seien die Verträge schon am heutigen Freitag unterschriftsreif. Berggruen und das Vermieterkonsortium Highstreet hatten seit Mittwoch in London unter Vermittlung von Karstadt-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg verhandelt. Highstreet gehören 86 der 120 Häuser.

Der Milliardär Berggruen hatte an den Verhandlungen anders als in der vorangegangenen Runde zeitweise selbst teilgenommen, wie ein Sprecher sagte. Er muss sich mit den Vermietern bis Mitte Juli einigen, um Karstadt übernehmen zu können. Berggruens Sprecher bestätigte "konstruktive Gespräche", der Sprecher Görgs sagte nur: "Die Gespräche dauern an." Heute will Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen mit der Vize-Chefin der Gewerkschaft Ver.di, Margret Mönig-Raane, über den Stand der Verhandlungen sprechen.

Ausgliederung des Alsterhauses könnte vom Tisch sein

Bei der Höhe der Mieten seien beide Kontrahenten aufeinander zugegangen, es habe einen echten Kompromiss gegeben, sagte eine mit den Verhandlungen vertraute Person. Highstreet war Berggruen schon zweimal entgegengekommen. Um von möglichen Gewinnen von Karstadt profitieren zu können, soll Highstreet auch selbst in das Unternehmen investieren. Der Generalmietvertrag für die Häuser solle im Grundsatz unangetastet bleiben, hieß es in den Kreisen. Darauf hatten die Vermieter gepocht. Berggruen hatte eine Öffnung gefordert, um für die Luxuswarenhäuser KaDeWe und Alsterhaus in Berlin und Hamburg sowie für Karstadt Sport auch Partner mit ins Boot nehmen zu können.

Highstreet wird von Fonds von Goldman Sachs (Whitehall) und der Deutschen Bank (RREEF) dominiert, auch der italienische Kaufhausunternehmer Maurizio Borletti ist beteiligt. Er hatte zuletzt noch einmal seine Skepsis gegen den im Einzelhandel weitgehend unerfahrenen Berggruen geäußert. Neben den eigenen Investoren muss Highstreet auch die Gläubiger einer milliardenschweren Anleihe überzeugen, mit der die vier Milliarden Euro teure Übernahme der Immobilien finanziert worden war. Sie zeigten sich lange skeptisch, weil sie fürchteten, bei der Rendite Abstriche zu machen. "Nun ist aber die Überzeugung gewachsen, dass eine Fortführung der Häuser die beste Lösung ist", hieß es im Umfeld der Vermieter.

Highstreet hatte sich selbst ebenfalls um Karstadt beworben, war aber vorzeitig aus dem Rennen ausgeschieden - mit dem nach Einschätzung des Insolvenzverwalters schlechtesten der drei Gebote. Im Umfeld des Konsortiums waren wiederholt Zweifel an der Nachhaltigkeit des Konzepts von Berggruen geäußert worden. Er will Karstadt knapp 70 Millionen Euro Eigenkapital zur Verfügung stellen. Nach der Entschuldung von Karstadt über einen Insolvenzplan kann er dort nach Angaben der Insolvenzverwaltung auf bis zu 500 Millionen Euro bilanzielles Eigenkapital zurückgreifen.