Paris. Im Pariser Prozess um den größten Spekulationsverlust aller Zeiten hat die Staatsanwaltschaft für den einzigen Angeklagten eine mehrjährige Haftstrafe gefordert. Der junge Börsenhändler Jérome Kerviel soll für vier Jahre ins Gefängnis, ein weiteres Jahr Haft soll zur Bewährung ausgesetzt werden. Der ehemalige Angestellte der französischen Großbank Société Générale habe seine Vorgesetzten, seine Freunde und seine Kollegen hintergangen, kommentierte die Anklagevertretung gestern beim Prozess. Der 33 Jahre alte Kerviel sei ein Betrüger und ein Lügner, der ein globales Trauma verursacht habe.

Nach Ansicht der Anklage ist Kerviel allein für gigantische Fehlspekulationen bei der Société Générale verantwortlich. Das Institut schrieb infolge der Geschäfte Kerviels 2008 die sagenhaft hohe Summe von 4,9 Milliarden Euro ab. Er sieht sich allerdings als Sündenbock und will einen Freispruch erreichen. Sein Anwalt wird an diesem Freitag sein Plädoyer halten. Er will noch einmal darlegen, dass Kerviel mit stiller Billigung seiner Vorgesetzten gehandelt habe.

Die geschädigte Société Générale fordert von dem ehemaligen Börsenhändler symbolisch die Entschädigung der vollen Summe von 4,9 Milliarden Euro. Er habe mit dem Geld "gespielt wie im Kasino", sagte der Anwalt der Bank. Ein Zeuge hatte zuvor dargelegt, dass die Société Générale kurz vor der Pleite gestanden habe. Kerviel hatte mit 50 Milliarden Euro spekuliert.

Die Bank hat keine Chance, das verlorene Geld von Kerviel zurückzuerhalten. Sie muss sogar befürchten, den Verlust nicht von der Steuer absetzen zu können, wenn ihr im Prozess nachgewiesen wird, dass sie Kerviels Verhalten geduldet oder zumindest nicht angemessen kontrolliert hat. Dann müsste die Bank 1,5 Milliarden Euro an den Fiskus zurückzahlen.