Rating-Agentur senkt Bewertung teilweise um vier Stufen. Konkurrent S&P zählt deutsche Geldhäuser zu den “stärksten weltweit“

Frankfurt/Madrid. Europas Banken kommen nicht zur Ruhe. Die Rating-Agentur Moody's verpasste auf einen Schlag 28 spanischen Instituten schlechtere Noten - kurz nachdem die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone am Montag die europäischen Partner offiziell um Milliardenhilfen für seine Finanzbranche gebeten hatte.

Überraschend kam der Schritt des US-Unternehmens nicht, die Börsen hatten die drohende Herabstufung bereits weitgehend eingepreist. Der deutsche Leitindex DAX bewegte sich gestern zumeist um seinen Vortageswert von gut 6130 Punkten. Ungewöhnlich jedoch war die Deutlichkeit der Bonitätsprüfer bei ihrer zweiten Herabstufung spanischer Geldhäuser binnen sechs Wochen. Für einzelne spanische Institute ging es bei der Kreditwürdigkeit um vier Stufen nach unten. Die Aktion traf vor allem kleinere Institute, aber auch die Branchenriesen Banco Santander und BBVA. Für sie dürfte es noch schwerer und teurer werden, sich frisches Geld zu besorgen.

Dagegen ist die Situation der deutschen Banken trotz Dauerkrise in Europa noch recht komfortabel, wie der Moody's-Konkurrent Standard & Poor's (S&P) analysierte. "Wir schätzen die deutsche Bankenindustrie als eine der stärksten weltweit ein", sagte S&P-Analyst Harm Semder. Nach den neuen Bonitätsprüfungen rangieren deutsche Geldinstitute auf der zweitbesten Stufe, nur die Schweiz und Kanada schneiden unter 87 Staaten besser ab.

Die "absolute Stärke" der deutschen Banken sei ihr guter Zugang zu frischen Geldern. "Wir haben einen Liquiditätsüberschuss", sagte Semder. Bei der Regulierung jedoch seien andere Staaten bisweilen noch strenger mit ihren Banken gewesen. In Deutschland seien die Regulatoren bei Stützungsmaßnahmen oft spät eingeschritten.

Angesprochen auf die Entwicklungen etwa in Spanien sagte Semder: "Es ist keineswegs so, dass wir die momentane Situation für Deutschland als eine der Insel der Glückseligen betrachten." Sollte sich die wirtschaftliche Lage in Spanien und Italien verschlechtern, müsse auch die Situation der Exportnation Deutschland neu bewertet werden. Derzeit wirke sich die gute wirtschaftliche Lage in Deutschland positiv auf die heimische Bankenlandschaft aus.

Die spanischen Banken leiden unter der wirtschaftlichen Schwäche des Landes und der Immobilienkrise. Zahlreiche Kredite sind schon geplatzt. Moody's erwartet, dass die spanischen Banken noch höhere Verluste aus Gewerbeimmobilien verkraften müssen. Während die beiden Großbanken Banco Santander und BBVA immerhin noch befriedigende Kreditwürdigkeit besitzen, rutschten weitere Regionalbanken auf Ramschniveau ab. Moody's begründete die schlechteren Bonitätsnoten damit, dass der Staat immer weniger in der Lage sei, der Not leidenden Branche zu helfen.

Spanien selbst muss für frisches Geld an den internationalen Kapitalmärkten hohe Zinsen zahlen. Gestern beschaffte sich das Land insgesamt 3,08 Milliarden Euro. Bei einer Auktion eines Dreimonatspapiers stieg die Rendite binnen Monatsfrist allerdings von 0,846 Prozent auf 2,362 Prozent. Ein Titel mit sechsmonatiger Laufzeit rentierte mit 3,237 Prozent fast doppelt so hoch wie bei einer Auktion vor einem Monat. Auch die Italiener mussten bei den Staatsanleihen einen spürbaren Anstieg der Zinsen hinnehmen.