Das Land muss bis zum 30. Juni eine Kapitallücke von 1,8 Milliarden Euro bei dem landesweit zweitgrößten Geldhaus Cyprus Popular Bank schließen.

Nikosia/Madrid. Zypern steht das Wasser praktisch bis zum Hals. Das Land muss bis zum 30. Juni eine Kapitallücke von 1,8 Milliarden Euro bei dem landesweit zweitgrößten Geldhaus Cyprus Popular Bank schließen. Und wegen der engen wirtschaftlichen Verflechtungen anderer großer zyprischer Banken mit dem kriselnden Griechenland galt der Inselstaat schon lange als ein Kandidat für den Euro-Rettungsschirm. Nach langem Zögern hat Präsident Dimitris Christofias sich gestern entschieden, offiziell Finanzhilfen aus dem Euro-Rettungsfonds EFSF zu beantragen.

Ein Sprecher der Euro-Gruppe sagte, die Größenordnung der Hilfsanfrage sei noch nicht klar. Zunächst müssten Experten der Europäischen Zentralbank (EZB), der Europäischen Bankenaufsicht (EBA) und der EU-Kommission vor Ort den Kapitalbedarf klären. Dass nach übereinstimmenden Angaben keine Delegation des Internationalen Währungsfonds nach Zypern reisen wird, deuten Diplomaten als Indikator dafür, dass das Land - ähnlich wie Spanien - eine "Bankenrettung light" anstrebt. Das wiederum würde bedeuten, dass sich die Reformbedingungen für die Kapitalspritze lediglich auf den Finanzsektor beschränken würden. Harte Sparvorgaben für den Staat, die vor allem die Bevölkerung zu spüren bekäme, könnte Zypern damit möglicherweise umgehen. "Wir reden nicht über eine Troika nach dem Muster Griechenlands, das sollte klar sein", sagte Regierungssprecher Stefanos Stefanou im zyprischen Staatsfernsehen RIK.

+++ Auch Zypern will unter den Rettungsschirm der EU +++

+++ Milliarden für Spanien: Wie geht es weiter? +++

Nur wenige Stunden vor dem Antrag aus Nikosia auf Finanzhilfen hatte die Rating-Agentur Fitch Zypern auf Ramschniveau herabgestuft. Die Kreditwürdigkeit des Euro-Staates sei um eine Stufe von "BBB-" auf "BB+" gesenkt worden, teilte die Agentur mit. Fitch erklärte, Zypern werde voraussichtlich weitere vier Milliarden Euro benötigen, um seinen Bankensektor zu stützen.

Spanien hat unterdessen die Euro-Partner offiziell um finanzielle Nothilfe für seine maroden Banken gebeten, aber noch immer keine konkrete Summe genannt. Diese werde erst zu einem späteren Zeitpunkt klar sein, sagte Wirtschaftsminister Luis de Guindos. Madrid dürfte höchstens 62 Milliarden Euro an Notkrediten benötigen. Diese Zahl hatten zwei unabhängige Gutachten als maximalen Kapitalbedarf für den Bankensektor genannt. Ministerpräsident Mariano Rajoy hält es aber für "sehr unwahrscheinlich", dass die spanischen Banken die gesamte Summe brauchen. Die Euro-Partner hatten bereits bis zu 100 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.