Die Uno-Organisation ILO sieht die Lage auf den weltweiten Arbeistmärkten angespannt. Deutschland scheint auf dem richtigen Weg zu sein.

Genf. Die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nation (ILO) warnt vor einem zu strikten Sparkurs, vor allem in Europa. In den Krisenländern der EU seien die erhofften Ziele durch die Sparmaßnahmen nicht erreicht worden, teilt ILO im Weltarbeitsbericht 2012 mit. Sie hätten weder zu mehr Wirtschaftswachstum noch zu einer Verbesserung am Arbeitsmarkt geführt. Die Organisation rief in ihrem Bericht vor allem Europa auf, die Schaffung von Arbeitsplätzen an die erste Stelle seiner Krisenpolitik zu stellen. Das würde zu mehr Wachstum führen und ein Übergreifen der Krise auf andere Länder verhindern.

+++ Krise treibt Arbeitslosigkeit in der Euro-Zone in die Höhe +++

Die Lage auf den weltweiten Arbeitsmärkten bleibt laut ILO weiter angespannt, obwohl sich die Weltwirtschaft langsam von der Krise erholt. Seit 2011 nimmt die Arbeitslosigkeit dem Bericht zufolge sogar wieder zu. Als weltweite Probleme sieht die ILO die Jugend- und die Langzeitarbeitslosigkeit. In den Industrieländern erwartet die UN-Organisation frühestens ab 2016 wieder Beschäftigungszahlen wie vor der Krise 2008. Die UN-Organisation sieht Deutschland auf dem richtigen Weg.

Dank starker Exporte vor allem außerhalb der Eurozone blieben dort sowohl das Wirtschafts- als auch das Beschäftigungswachstum stark, hält der Bericht fest. Außerdem deuteten die bisherigen Ergebnisse der diesjährigen Tarifverhandlungen darauf hin, dass die Löhne 2012 und 2013 real steigen könnten.

+++ Frühjahr belebt deutschen Arbeitsmarkt - Hamburg profitiert +++

Als größte Herausforderungen in Deutschland nennt die ILO die Anpassung der Reallöhne an die Produktivitätsentwicklung sowie Verbesserungen bei den Rahmenbedingungen für so genannte atypische Beschäftigungsverhältnisse. Damit werden befristete Verträge, Leiharbeit, Teilzeitstellen mit bis zu 20 Stunden pro Woche sowie gering bezahlte und kurzfristige Jobs bezeichnet. Besonders betroffen von solchen unsicheren Beschäftigungsverhältnissen sind Frauen.

In ihrer weltweiten Analyse unter dem Titel „Bessere Arbeit für eine bessere Wirtschaft“ hält Studienautor Raymond Torres fest: „Die Beschäftigungssituation verschlechtert sich in Europa, und in vielen anderen Ländern verbessert sie sich nicht mehr. Das heißt, die weltweite Beschäftigungskrise hat eine neue, strukturelle Phase erreicht.“

Die sich verschlechternde Entwicklung weise auf die Wohlstandsfalle in hoch entwickelten Volkswirtschaften hin, vor allem in Europa. Diese greife auf andere Länder über. Als mögliche Lösung hält der Bericht fest, die Staaten müssten anerkennen, dass arbeitsplatzfördernde Politik einen positiven Effekt auf die Wirtschaft ausübe: „Die Stimme der Finanzwirtschaft sollte nicht den politischen Entscheidungsprozess bestimmen“.

Für den Bericht untersuchte die ILO auch den Zusammenhang zwischen der Arbeitsmarktsituation und dem Risiko sozialer Unruhen. In 57 von 106 untersuchten Ländern stieg dieses Risiko an und war in Afrika und im Nahen Osten am höchsten. In Ländern, wo die Beschäftigung zunahm oder sich die Qualität der Arbeitsplätze verbesserte, ging das Risiko zurück. Das war in einigen Ländern Lateinamerikas und Asiens der Fall.

Die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen. 183 Staaten sind Mitglied der ILO. Dabei sind auch die jeweiligen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerorganisationen mit Sitz und Stimme vertreten.