Vor allem Hamburger Tochter Max Bahr mit starkem Quartal. Aber Probleme im Ausland bleiben

Hamburg/Kirkel. Der angeschlagene Baumarktkonzern Praktiker ist nach langer Talfahrt in Deutschland wieder auf Wachstumskurs. Erstmals seit zweieinhalb Jahren legte der Quartalsumsatz im Heimatmarkt wieder zu, wie das Unternehmen gestern mitteilte. Vor allem dank kräftiger Zuwächse der Hamburger Tochter Max Bahr stiegen die Erlöse im Inland von Januar bis März um 3,7 Prozent auf 507 Millionen Euro. Aber auch die kriselnde Schwester-Kette Praktiker lockte wieder mehr Kunden an und wuchs erstmals seit dem Herbst 2009. Der Konzernumsatz litt allerdings unter einem unverändert schwachen Auslandsgeschäft in krisengeschüttelten Ländern wie Griechenland und Ungarn und stagnierte bei 663 Millionen Euro. Das Unternehmen schreibt weiter hohe Verluste.

Der Firmensitz von Praktiker und Max Bahr wird derzeit in der Hansestadt zusammengelegt. Dies ist Teil des Sanierungsprogramms. Geplant sind die Schließung unrentabler Filialen, der Abbau von 1400 der mehr als 10 800 Stellen im Inland und die Umgestaltung der Märkte.

"Die Talsohle dürfte hinter uns liegen", sagte Vorstandschef Thomas Fox. Die laufende Umstellung der deutschen Praktiker-Märkte auf ein übersichtlicheres Sortiment mit mehr Eigenmarken und dauerhaft niedrigen Preisen anstelle der früheren 20-Prozent-Rabatte beginne sich auszuzahlen. Die Tochter Max Bahr, die stärker mit Service als mit niedrigen Preisen wirbt, habe besonders im Gartengeschäft vom Frühlingswetter im März profitiert. Praktiker hatte seine populären Rabattaktionen abgeschafft, da sie keine Gewinne mehr brachten. In der Folge hatten jedoch viele Kunden der Baumarktkette den Rücken gekehrt.

Die Entwicklung im Auftaktquartal sorgte auch an der Börse für Optimismus: Der Kurs der Praktiker-Aktie legte gestern zeitweise um mehr als elf Prozent zu. Allerdings steckt der Konzern weiterhin tief in den roten Zahlen. Zumindest operativ konnte Praktiker den Verlust zwar verringern: Der Fehlbetrag vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) ging um 13 Prozent auf 62 Millionen Euro zurück. Der Nettoverlust verfünffachte sich allerdings infolge eines Steuereffekts auf 76,1 Millionen Euro: Im vergangenen Jahr war der in der Baumarktbranche übliche Frühjahrsverlust wegen einer Rückzahlung vom Finanzamt ungewöhnlich gering ausgefallen.

Fox sieht sich durch die Geschäftsentwicklung gestärkt in den Bemühungen, bei Investoren 300 Millionen Euro für die Konzernsanierung aufzutreiben: "Wir sind zuversichtlich, die Verhandlungen mit verschiedenen interessierten Investoren über die Finanzierung des Restrukturierungsprogramms bald erfolgreich abzuschließen."