Die TAG Immobilien betreut heute 56 000 Wohnungen und ist damit bundesweit zur Nummer drei aufgestiegen

Hamburg. Für Rolf Elgeti dürfte die gestrige Konferenz mit Finanzanalysten eine Art Heimspiel gewesen sein. Denn er kommt selbst aus dieser Branche und konnte seinen Ex-Kollegen Positives über sein neues Unternehmen berichten. Als der Manager 2009 Vorstandsvorsitzender der Hamburger TAG Immobilien wurde, hatte die Firma exakt 4239 sogenannte Einheiten im Bestand, 4206 Wohnungen, 33 Gewerbeimmobilien. Seit Elgetis Start wuchs das Unternehmen stetig.

Allein im vergangenen Jahr war der Bestand der TAG von 7711 auf 30 958 Einheiten gestiegen. Die Mieteinnahmen haben sich von 52 Millionen Euro auf 115 Millionen mehr als verdoppelt. Das Immobilienvermögen nahm von 987 Millionen auf knapp zwei Milliarden Euro zu. Grund für das Wachstum waren Übernahmen. Unter anderem kaufte TAG die Kölner Immobilienfirma Colonia Real Estate mit knapp 9000 Wohnungen, darunter auch 1100 in Elmshorn. Allein in der Hansestadt besitzt TAG, zu der auch der Bau-Verein gehört, inzwischen 6326 Wohnungen plus sieben Gewerbeeinheiten.

Seinen größten Coup hat Elgeti, der unter anderem Chefstratege der Commerzbank in London und danach bei der Bank ABN Amro in gleicher Funktion tätig war, aber vor wenigen Wochen gelandet. Ende März erhielt TAG von der Bayrischen Landesbank den Zuschlag zum Kauf der DKB Immobilien (DKBI). Damit konnte das Unternehmen nicht nur seinen Umsatz, sondern auch seinen Bestand und die Mitarbeiterzahl auf einen Schlag verdoppeln, was sich allerdings erst in der nächsten Jahresbilanz bemerkbar machen wird. Die neue Tochter bringt mehr als 25 000 Wohneinheiten mit einer Mietfläche von rund 1,5 Millionen Quadratmetern ins Unternehmen ein. Damit steigt die Zahl der Wohnungen der TAG auf bundesweit rund 56 000. Die Mitarbeiterzahl klettert von 270 auf 550, die Mieteinnahmen im Konzern sollen nach ersten Schätzungen in diesem Jahr auf 209 Millionen Euro zulegen. Die Objekte der DKBI befinden sich fast nur in Ostdeutschland. Den Schwerpunkt bilden Thüringen, der Großraum Berlin und Sachsen. "Die Bestände sind überwiegend in einem guten Zustand und voll- oder teilsaniert", so Elgeti.

"Wir wachsen nicht wegen der Größe allein, sondern weil wir erst ab einer gewissen Bestandshöhe profitabel sein können", sagt Elgeti dem Abendblatt. Die Pflege und Instandhaltung der Immobilien erfordert Personal wie Hausmeister oder Mitarbeiter in der Verwaltung. Je mehr Objekte mit der gleichen Zahl von Beschäftigten gemanagt werden könnten, umso stärker steigt die Rendite des Unternehmens. Inklusive der DKBI sind die Hamburger derzeit mit Niederlassungen in Berlin, Leipzig, Düsseldorf und München aktiv. Weitere Zukäufe sind zwar nicht geplant, aber Elgeti würde gute Angebote nicht ablehnen. "Doch weniger als 100 Einheiten sollten es nicht sein."

Das Unternehmen zahlt für 2011 erstmals nach langer Pause wieder eine Dividende in Höhe von 20 Cent je Aktie. Nachdem die Einkaufstour in großem Stil vorbei ist, steht jetzt die Integration der Neuerwerbung im Vordergrund. Dafür muss TAG einen neuen Finanzchef berufen. Der bisherige Leiter Finanzen, Georg Griesemann, übernimmt das Ressort von Hans-Ulrich Sutter, der dem Unternehmen allerdings als Aufsichtsrat in Tochtergesellschaften erhalten bleibt. Sutter, 64, scheidet auf eigenen Wunsch aus.

Mit 56 000 Wohnungen ist TAG nun in die Liga der größten Immobilienbesitzer Deutschlands aufgestiegen. Nur die Gesellschaft Deutsche Annington mit 220 000 Einheiten und die wegen ihres rüden Umgangs mit Mietern in die Kritik geratene Gagfah mit 150 000 Wohnungen sind größer. Elgeti erhofft sich nun eine größere Bedeutung an der Börse: "Wir schließen nicht aus, dass TAG Immobilien demnächst in den MDAX kommt."