Berlin. In keinem anderen EU-Staat sind die Arbeitskosten in den vergangenen zehn Jahren so wenig gestiegen wie in Deutschland. Eine Stunde in der Privatwirtschaft verteuerte sich von 2001 bis 2011 um 19,4 Prozent, berichtet das Statistische Bundesamt. In Frankreich stiegen die Arbeitskosten - also Bruttoverdienste plus Lohnnebenkosten - mit 39,2 Prozent mehr als doppelt so stark. Im EU-Schnitt gab es ein Plus von 36,1 Prozent.

Die Arbeitsstunde in Deutschland kostete 2011 durchschnittlich 30,10 Euro. Nur in sechs der 27 Länder der Europäischen Union waren es mehr: Platz eins belegt Belgien mit 39,30 Euro, gefolgt von Schweden mit 39,10 Euro und Dänemark mit 38,90 Euro. Auch Frankreich (34,20 Euro), Luxemburg (33,70 Euro) und die Niederlande (31,10 Euro) liegen vor der Bundesrepublik. In Bulgarien haben die Arbeitgeber mit 3,50 Euro die niedrigsten Kosten.

Die Gewerkschaften sehen sich durch die Statistik in ihrer Forderung nach kräftigen Lohnerhöhungen bestätigt. "Zudem muss der Niedriglohnsektor durch Mindestlöhne, dem Prinzip gleicher Lohn für gleiche Arbeit bei der Leiharbeit und die Umwandlung von Minijobs in reguläre, sozialversicherungspflichtige Beschäftigung endlich ausgetrocknet werden", sagte der DGB-Bundesvorstand Claus Matecki. Nur wer ordentlich verdiene, könne auch kräftig konsumieren und die Binnennachfrage ankurbeln.

Die Wirtschaft fordert dagegen Augenmaß, um das Jobwunder nicht aufs Spiel zu setzen. Die moderaten Lohnzuwächse in den letzten Jahren haben die positive Entwicklung am deutschen Arbeitsmarkt ermöglicht", sagte Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK).