Gewerkschaft warnt vor geplanten längeren Arbeitszeiten

Frankfurt. Deutsche Piloten warnen wegen langer Dienstzeiten und kurzer Ruhepausen vor einer zunehmenden Gefährdung der Sicherheit im Flugverkehr. Schon heute stelle die teilweise extreme Ermüdung ein ernst zu nehmendes Risiko dar, sagte der Vizepräsident der Vereinigung Cockpit (VC), Ilja Schulz. Er warnte vor weiteren Verschlechterungen.

Es zeichne sich ab, dass die für einen neuen Regelungsentwurf zuständige Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) in wesentlichen Punkten den wirtschaftlichen Interessen der Fluggesellschaften mehr Gewicht einräume als der Sicherheit von Passagieren und Besatzungen. So wolle dieEASA das Limit für Nachtflüge auf elf Stunden festlegen. Studien zeigten aber, dass eine sichere Flugdurchführung mit Dienstzeiten jenseits von zehn Stunden in der Nacht nicht gewährleistet werden könne, sagte Schulz. Bei Tagschichten seien derzeit Einsatzzeiten von bis zu 14 Stunden normal, in Ausnahmefällen dürften sie auch 15 Stunden dauern. Die neuen Regelungen der EASA sähen sogar Verlängerungsmöglichkeiten von bis zu 16 Stunden vor. Die Unfallwahrscheinlichkeit steige indes bereits ab 13 Stunden auf das Fünfeinhalbfache gegenüber einer neunstündigen Dienstzeit. Eine Umfrage unter 2800 VC-Mitgliedern ergab, dass mehr als die Hälfte der befragten Piloten schon einmal im Cockpit eingeschlafen seien. 93 Prozent der Befragten hätten aufgrund von Ermüdung im Dienst schon einmal einen Fehler gemacht.

In einem offenen Brief appellierte die VC an Bundestagsabgeordnete, sich auf europäischer Ebene für mehr Sicherheit und kürzere Dienstzeiten einzusetzen. Dem schlossen sich der Deutsche Fliegerarztverband (DFV) und die Gewerkschaft UFO an. DFV-Präsident Hans-Werner Teichmüller sagte, mit zunehmender Dauer der Dienstzeit nehme "das Risiko drastisch zu, dass es irgendwann zu einem verhängnisvollen Ereignis kommt".