Frühjahrsgutachten sieht Deutschland auf Wachstumskurs

Berlin. Mehr Arbeitsplätze, höhere Löhne, gesunde Firmen: Deutschland trotzt der Schuldenkrise und bleibt Wirtschafts-Supermacht in Europa. Die führenden Forschungsinstitute trauen der Wirtschaft in ihrem Frühjahrsgutachten zu, nach einem Mini-Wachstum von 0,9 Prozent im laufenden Jahr bereits 2013 zwei Prozent oder mehr zu schaffen (siehe Tabelle). Davon können viele Euro-Länder nur träumen. Deutsche Unternehmen seien so wettbewerbsfähig wie noch nie in den vergangenen drei Jahrzehnten, erklärten die Ökonomen gestern in Berlin.

Oliver Holtemöller vom Institut für Wirtschaftsforschung Halle meinte: "Für die europäische Wirtschaft ist es doch nahezu ein Glücksfall, dass Deutschland die Euro-Zone stützt." Die Institute halten es für denkbar, dass Deutschland in den nächsten Jahren seinen Wettbewerbsvorsprung massiv ausbaut. Die Experten räumten allerdings ein, dass es 2013 bei ihrer Vorhersage eine Schwankungsbreite von 0,5 bis 3,5 Prozent gebe. Die größte Gefahr sei die schwelende Euro-Schuldenkrise, schreiben die Experten in ihrer 76 Seiten langen Analyse. "Verlieren Länder des Euro-Raums auf den Kapitalmärkten erneut an Vertrauen, dürfte dies auch die deutsche Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen." Bisher profitiert sie durch extrem niedrige Zinsen von der Krise in anderen Euro-Ländern. Das stimuliert die Investitionen. Allerdings gehen davon auch Gefahren aus. "Wenn das jahrelang so weitergeht mit den extrem niedrigen Zinsen, besteht das Risiko einer Immobilienpreisblase in Deutschland", sagte Joachim Scheide, Konjunkturchef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft. Die hat es auch in Spanien gegeben, ihr Platzen hat dort eine schwere Rezession ausgelöst. "So etwas ist für Deutschland auch nicht ausgeschlossen", sagte Scheide.

Für die deutschen Arbeitnehmer werde sich die gute Konjunktur auch auf dem Konto bemerkbar machen. Die Löhne werden sowohl in diesem als auch im kommenden Jahr im Schnitt um mehr als drei Prozent steigen. Allerdings dürfte auch die Inflation für deutsche Verhältnisse hoch bleiben und einen großen Teil der Lohnzuwächse aufzehren. "Die Löhne und Preise werden mittelfristig in Deutschland stärker steigen als anderswo", sagte Scheide. Bis 2013 sollen rund 800 000 neue Jobs entstehen. Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) resümierte: "Deutschland geht es gut."