1912 beginnt die Erfolgsgeschichte von Möbel Marks in Bergedorf. Mittlerweile gibt es fünf Filialen im Norden

Hamburg. Am Monhof in Bergedorf ist das Einrichtungshaus Marks das modernste Gebäude am Platz. Außen dominieren Stahl und Glas, innen stehen Möbel mit klaren Formen, zumeist in Schwarz, Weiß und Grau. Geschäftsführer Henrik Marks nimmt im Schaufenster auf einem roten Sessel Platz, aus dem an der Seite ein Blasebalg baumelt. Verwunderte Gesichter. "Das ist eine Pumpe für die Lendenwirbelstütze", sagt er, pumpt und erntet Staunen - was es nicht alles gibt. Der Chef schmunzelt, denn seine Familie ist seit 100 Jahren in der Möbelbranche und hat schon bedeutendere Innovationen miterlebt und mitgestaltet.

Aus einer kleinen Hinterhoftischlerei in Bergedorf ist über die Jahrzehnte ein Einrichtungshaus mit 200 Mitarbeitern und fünf Niederlassungen in der Metropolregion geworden - das bis heute mit großem Erfolg arbeitet. Neben Marks Einrichtungen in Bergedorf und dem Möbelpark Sachsenwald an der B 207 in Wentorf gehören auch Mein Möbelladen, der Möbeldiscounter Speed 207 und Marks Einrichtungen im Stilwerk zu den Standorten.

Die ersten Marks-Möbel schuf Firmengründer und Tischlermeister Friedrich Marks 1912 noch von Hand. Inzwischen kommen die Möbel zwar von renommierten Topmarken wie COR, Interlübke oder Hülsta, doch die Geschäftsführer heißen noch immer Marks: Die Cousins Henrik, 45, und Joachim, 50, leiten das Familienunternehmen seit Mitte der 90er-Jahre in der vierten Generation. Auf ihre Vorfahren und deren wirtschaftliche Entscheidungen sind sie stolz: "Wenn unsere Väter und Großväter nicht expandiert hätten, würde unser Unternehmen heute wohl nicht mehr existieren", sagt Henrik Marks. Der erste Laden entstand 1934 in einem ehemaligen Gasthof in unmittelbarer Nähe der Tischlerei am Bergedorfer Mohnhof. Als in den 50er-Jahren die Kaufkraft stieg und damit auch die Nachfrage nach Möbeln, gab die Familie die eigene Möbelproduktion auf und verkaufte von nun an Fremdmarken. Mit einem Neubau am Mohnhof, den die damals hochmodernen Horten-Kacheln an der Fassade schmückten, wurde die Ausstellungsfläche auf 3000 Quadratmeter erweitert.

Als in den 70er-Jahren dann der Trend hin zu verkehrsgünstig gelegenen Großmöbelhäusern ging, reagierte die dritte Generation sofort. "Es ging ab auf die grüne Wiese", sagt Joachim Marks. Er ist heute der Geschäftsführer des Möbelparks Sachsenwald, der 1979 an der Bundesstraße 207 in Wentorf errichtet wurde. Schrittweise erweitert, werden dort heute auf 25 000 Quadratmetern Möbel im mittelpreisigen bis gehobenen Segment angeboten. Der letzte große Schritt war der Bau des Zentrallagers in Schwarzenbek. Hier lagern in Hochregalen auf 11 000 Quadratmetern Möbel für alle Marks-Standorte. Im Wettstreit mit Konkurrenten wie den Möbelhäusern Höffner und Kraft sehen die Cousins ihr Unternehmen gut aufgestellt. "Unsere Stärken sind ein individuelleres Sortiment und unsere persönliche Kundenansprache", sagt Henrik Marks. In diesem Jahr strebt das Familienunternehmen einen Umsatzzuwachs von drei bis fünf Prozent an. "Wir wollen langsam wachsen und Local Player im Norden bleiben", sagt Henrik Marks.

Ökonomische Krisenzeiten konnten dem Unternehmen selten etwas anhaben. In volkswirtschaftlich schwierigen Jahren würden sich die Menschen auf ihre eigenen vier Wände besinnen und vermehrt Immobilien kaufen, sagt Henrik Marks. Problematischer seien da Kostensteigerungen bei Rohstoffen, die die Möbelpreise anziehen lassen. Doch bisher sei man mit einem treuen Kundenstamm immer auch durch schwieriges Fahrwasser gekommen. So war es auch 1986, als der Bergedorfer Standort einem Brandanschlag zum Opfer fiel. Bereits ein Jahr später stellte man wieder Möbel auf nur geringfügig kleinerer Fläche aus, und auch die Kunden kamen zurück. Sicherlich auch deshalb, weil Möbel Marks mit zahlreichen Engagements im sozialen Bereich und Sponsorings von Sportvereinen tief in der Region verwurzelt ist.

Als Ausbildungsunternehmen kennen Henrik und Joachim Marks aber auch die Nachteile des Daseins als regionaler Anbieter. Eine Auszubildendendenquote von zehn Prozent der Mitarbeiter haben sie sich selbst zum Ziel gesetzt. "Leider finden wir nicht mehr genügend qualifizierte Kandidaten", sagt Joachim Marks. Aktuell sind zwölf von 200 Marks-Mitarbeitern Auszubildende. "Gerade im Kundenkontakt muss man schon eine gewisse gefestigte Persönlichkeit mitbringen, um hochpreisige Möbel überzeugend zu verkaufen", umschreibt Henrik Marks ein Problem vieler Bewerber. Dabei könne man als guter Verkäufer auf ein Monatsgehalt von 3000 Euro brutto kommen, werben die Cousins für ihren Berufsstand. Das Gefühl für die richtige Kundenansprache haben Henrik und Joachim Marks im Laufe der Jahre erlernt und kennen sich heute gut mit den Möbelwünschen der Hamburger aus. "Hier kommen Trends, die in Süddeutschland schon laufen, erst ein Jahr später an", sagt Joachim Marks und sein Cousin ergänzt: "Die Hamburger mögen es eher gediegen." Große Trends, wie der Landhausstil Mitte der 90er-Jahre, gebe es heute nicht mehr. "Der Möbelgeschmack ist individueller geworden", sagt Joachim Marks.

Vor der Zukunft des Familienbetriebes haben Henrik und Joachim Marks keine Angst. Bevor Stillstand droht, seien die Kinder der jeweiligen Generation ihren Eltern stets auf die Füße getreten. Zwar hat die Tochter des 50-Jährigen Modedesign und Textilmanagement studiert, ein Sohn studiert noch Architektur und der jüngste macht Abitur. "Aber wir beide haben ja noch ein paar Jahre, um die Weichen selbst zu stellen", sagt Joachim Marks. Und sein Cousin lächelt zustimmend.