Peking. China lässt die Zügel bei seiner Landeswährung Yuan lockerer und gibt dem streng regulierten Devisenhandel mehr Spielraum. Die Zentralbank verdoppelt von heute an die Handelsspanne für die Währung zum Dollar auf einen Prozent. Analysten sehen in dem Schritt einen Hinweis darauf, dass sich die chinesische Wirtschaft in einer Abkühlung befindet und trotzdem robust genug ist, um die lang angekündigte, strukturelle Reform abfedern zu können.

Die Maßnahme dürfte den Dauerstreit der Volksrepublik mit den USA um den Wechselkurs vor dem IWF-Frühlingstreffen entschärfen. Ein Berater von US-Präsident Barack Obama begrüßte auch umgehend die Reformmaßnahme, mahnte jedoch weitere Fortschritte an. Die USA werfen der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt vor, ihre Währung künstlich niedrig zu halten, um sich im weltweiten Handel Vorteile zu verschaffen.

"Die Zentralbank hat ein gutes Zeitfenster gewählt, um die Handelsspanne auszuweiten. Am Markt schwächen sich die Erwartungen für einen stärkeren Yuan ab", sagte Chefökonom Dong Xian'an von Peking First Advisory. Zudem zeige es, dass China an seinem Reformkurs festhalte. Selbst ernanntes Ziel der Regierung in Peking ist es, bis 2015 den Yuan - der auch Renminbi genannt wird - zu einer frei konvertiblen Währung zu machen. Spätestens dann wird der Yuan ein ernst zu nehmender Konkurrent für den Dollar im Wettbewerb um den Titel als globale Reservewährung und damit um den Titel als Weltleitwährung.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) lobte die Maßnahme der Chinesen. "Ich begrüße diesen wichtigen Schritt der Volksrepublik zur Erhöhung der Flexibilität der Währung", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde. Dies unterstreiche Chinas Willen, seine Wirtschaft in Richtung einer stärkeren Inlandsnachfrage auszurichten und den Marktkräften mehr Raum zu geben. "Sie haben Fortschritte gemacht", bestätigte Obama-Berater Ben Rhodes am Rande des Amerika-Gipfels in Kolumbien. "Davon würden wir gerne mehr sehen." Der Umgang mit der chinesischen Währungspolitik ist ein zentraler Punkt im US-Wahlkampf.