Jim Yong Kim gilt als Favorit und wird von der amerikanischen Regierung unterstützt

Washington. Drei Kandidaten standen bis zum Wochenende für die Nachfolge des scheidenden Weltbankpräsidenten Robert Zoellick aus den USA zur Wahl: der von US-Präsident Barack Obama vorgeschlagene Dekan des Dartmouth Colleges an der US-Ostküste, Jim Yong Kim, die ehemalige nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala und der kolumbianische Exfinanzminister José Antonio Ocampo. Doch seit der Nacht zum Sonnabend ist der aus Korea stammende Kim schon fast gewählt: Ocampo zog seine Kandidatur zurück. Er werde Okonjo-Iwaela unterstützen, erklärte er.

Das Exekutivkomitee der Weltbank will nun am heutigen Montag schon über die Nachfolge Zoellicks entscheiden, wenige Tage vor dem offiziellen Beginn der Frühjahrstagung von Weltbank und Weltwährungsfonds.

Die Außenseiterkandidaten aus Lateinamerika und Afrika sagten von sich, sie seien besser qualifiziert als der Akademiker aus den USA, sie loben sich sogar gegenseitig stärker als Kim. Allerdings fiel die Entscheidung über den Präsidenten seit der Gründung der Weltbank stets zugunsten eines Amerikaners, während dem Internationalen Währungsfonds (IWF) immer ein Europäer vorstand.

Diesmal wurde dieses Gewohnheitsrecht jedoch kritisiert, zumal Kim, dem Experten für staatliches Gesundheitswesen, mangelnde Erfahrung mit der Finanzierung von Entwicklungsprojekten vorgehalten wird.

"Er ist bekannt als Gesundheitsexperte, und ich habe den größten Respekt vor ihm", sagte Okonjo-Iweala in einem Interview in Indien, wo sie Anfang April um Unterstützung für ihre Kandidatur warb. "Aber wenn Sie sich meine Erfahrung anschauen, sehen Sie, dass meine Kenntnis mehr in die Tiefe und in die Breite geht." Okonjo arbeitet seit 26 Jahren in unterschiedlichsten Sparten für die Weltbank. Gesundheitspolitik sei nur ein kleiner Teil der Aufgaben eines Präsidenten. Auch Ocampo sprach sich gegen den Amerikaner aus: "Wenn es um die Erfahrung in Entwicklungshilfe geht, liegen die nigerianische Finanzministerin und ich selbst weit vorne."

Okonjo-Iweala wehrte sich dagegen, nur als Zählkandidatin angesehen zu werden: "Es geht nicht um Symbolisches, dafür ist es zu wichtig", sagte die 57-Jährige. Sie und Ocampo hätten kandidiert, um zu gewinnen. "Wir wurden vom System in den vergangenen 60 Jahren ausgeschlossen", sagte sie. "Ich hoffe, dass die Finanziers der Weltbank tun werden, was sie versprochen haben. Ich bitte um eine faire Chance."

Bestimmen wird das 25-köpfige Wahlgremium. Die Herkunft seiner Mitglieder richtet sich nach der Summe, die die jeweiligen Länder der Weltbank zur Verfügung stellen. Hier liegen die USA mit gut 15 Prozent weit vorn. Lateinamerika und Afrika sind nur mit jeweils fünf Prozent vertreten. China, mittlerweile zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt aufgestiegen, verfügt bislang nur über knapp drei Prozent der Stimmen.