Drogeriemarktkette will Umsatz um zwölf Prozent steigern und 230 Filialen eröffnen

Burgwedel. Von Krise keine Spur: Während bei Schlecker die Kunden wegblieben und das Familienunternehmen in die Insolvenz schlitterte, boomt das Geschäft beim Konkurrenten Rossmann aus dem niedersächsischen Burgwedel. Nach 5,12 Milliarden Euro Umsatz und 10,5 Prozent Wachstum im vergangenen Jahr peilt die Drogeriemarktkette 2012 ein Plus von zwölf Prozent auf 5,7 Milliarden Euro an.

Grund für die gute Prognose ist auch die Pleite des Konkurrenten. "Die Leute gehen ja nicht alle zu uns, sondern auch zu Müller oder dm. Aber ein Stück der frei gewordenen Umsätze werden wir verbuchen", sagte Inhaber Dirk Roßmann. Sein Unternehmen sei durch die Schließung von mehr als 2000 Schlecker-Filialen nun die Nummer zwei am deutschen Drogeriemarkt nach dem Konkurrenten dm.

Die Schlecker-Kette sieht Roßmann weiter in einer schwierigen Lage. "Wir haben uns in den letzten zwölf Jahren komplett neu erfunden", sagte er mit Blick auf die zahlreichen Eigenmarken seines Unternehmens und die "Ideen-Welt", in der Rossmann Non-Food-Artikel vom Bügeleisen bis zum Zelt verkauft. Bei Schlecker habe es dagegen kaum Veränderungen gegeben. "Wenn einer nicht richtig investiert hat in den vergangenen Jahren, wird er es schwer haben", urteilte er.

Dazu sei der Markt im deutschen Drogeriegeschäft und im Einzelhandel allgemein hart umkämpft. "Wir hauen uns hier die Preise um die Ohren wie in keinem anderen Ort der Welt", so Roßmann. Mittlerweile gebe es in so gut wie jedem kleinen Ort Discounter wie Lidl, Aldi oder Netto, die ebenfalls Drogerieartikel führten und sehr günstig seien. Darum sei Schlecker entgegen anders lautender Behauptungen auch auf dem Land verzichtbar. "Die Aussage, dass die kleinen Orte Schlecker brauchen, ist schlicht falsch", sagte Roßmann.

Grund zu Schadenfreude biete die Schlecker-Pleite dennoch nicht. Es sei ungewiss, wie die Situation in 15 Jahren aussehe. Derzeit sei er aber mit seinem Unternehmen höchst zufrieden. "Wenn ich jetzt unglücklich wäre, hätte ich einen Dachschaden", sagte er.

Seine Unternehmensgruppe soll denn auch weiter kräftig wachsen. Im laufenden Jahr sollen 160 Millionen Euro in die Eröffnung von 230 neuen Läden investiert werden, darunter 110 Geschäfte in Deutschland. Neue Auslandsmärkte wie etwa die Nachbarländer Österreich und die Schweiz sollen zunächst aber nicht erschlossen werden. "Für die nächsten zwei bis drei Jahre sehe ich keine neuen Länder", sagte Roßmann. Das Unternehmen ist neben Deutschland noch in Polen, Ungarn, Tschechien, Albanien und der Türkei aktiv.

Das Personal für die zahlreichen Neueröffnungen will der 65 Jahre alte Unternehmer auch aus dem Pool der ehemaligen Schlecker-Beschäftigten gewinnen. Eine Übernahme von Filialen von Schlecker oder Ihr Platz stehe aber nicht zur Debatte. Insgesamt will Rossmann in diesem Jahr 1000 neue Arbeitsplätze im Verkauf schaffen, dazu kommen 250 Stellen in den sechs regionalen Verteilzentren und 650 Ausbildungsplätze. Rossmann feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.