Tschechisch-slowakische Finanzgruppe gibt Kaufangebot ab. Die ersten Hamburger Ex-Mitarbeiterinnen haben neue Jobs gefunden.

Ehingen/Hamburg. Bei der Suche nach Investoren für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker sind offenbar keine deutschen Bieter mehr im Rennen. Interesse hätten nur noch zwei internationale Finanzinvestoren ohne ausgeprägte Handelskompetenz, berichteten die "Stuttgarter Nachrichten". Die als aussichtsreicher Kandidat gehandelte Düsseldorfer Droege-Gruppe, die ein Kaufangebot für Schlecker bestätigt hatte, sei nicht mehr in der engeren Auswahl. Das Angebot sei zu gering gewesen.

Wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" vorab berichtete, plant die tschechisch-slowakische Finanzgruppe Penta Investments einen Einstieg bei Schlecker. "Wir haben ein unverbindliches Angebot eingereicht", zitierte das Magazin einen Penta-Sprecher. Details nannte er nicht.

Die Investmentgruppe Penta ist in ihrer ursprünglichen Heimat Slowakei bereits seit den 1990er-Jahren mit dem Sanieren unrentabel gewordener Unternehmen wie etwa dem einstigen Staatskonzern Ostslowakische Eisenwerke (VSZ) in Kosice erfolgreich. Der Name Penta ist vom griechischen Wort "fünf" abgeleitet, weil die Gruppe von fünf Freunden gegründet wurde, die sich beim Studium in Moskau kennengelernt hatten. Die geschickte Nutzung von Gesetzeslücken für den eigenen Erfolg und der enge Kontakt zu politischen Entscheidungsträgern bescherte Penta aber von Anfang an ein zwiespältiges Image in den Medien.

+++ Insolvenzverwalter: Investorensuche läuft gut +++

Dem "Spiegel" zufolge will Penta keine weiteren Schlecker-Filialen schließen und die verbliebenen Stellen erhalten. Den Kindern des Firmengründers, Meike und Lars Schlecker, die einen Co-Investor suchen, wolle Penta aber höchstens eine symbolische Beteiligung zubilligen.

Die Insolvenzverwaltung von Schlecker war zunächst für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz geht davon aus, bis Pfingsten einen Käufer für Schlecker zu finden. Zuletzt hatte er von fünf ernst zu nehmenden Interessenten gesprochen. Das Rennen um den Kauf der insolventen Drogeriekette Schlecker wird nach derzeitigem Stand der Investor mit dem höchsten Preisangebot machen. "Im Moment ist die Höhe des Kaufpreises entscheidend", sagte ein Sprecher von Geiwitz der Nachrichtenagentur dpa.

Doch die Gewerkschaft Ver.di will mehr: Der Investor sollte auch über den reinen Kauf hinaus in das Unternehmen investieren. "Wir wollen einen Investor, der Schlecker als Ganzes erhalten will, also das gesamte Filialnetz und die Arbeitsplätze", sagte eine Sprecherin des Ver.di-Bundesvorstands in Berlin. Und langfristig sollten die Filialen ausgebaut werden. Arno Peukes, Fachbereichsleiter für den Einzelhandel bei Ver.di in Hamburg, hat jedoch keine grundsätzlichen Vorbehalte gegen einen ausländischen Finanzinvestor: "Alles, was die Läden und die verbleibenden Arbeitsplätze sichert, ist positiv", sagte er dem Abendblatt.

+++ Walter Droege – Betuchter Berater und Investor +++

Anfang April waren bei Schlecker 10 000 Mitarbeiter entlassen worden, in der Mehrzahl Frauen. Zuvor war die Finanzierung einer Auffanggesellschaft für die Gekündigten gescheitert. Rund 13 500 Beschäftigte sind weiter bei Schlecker.

Unterdessen haben rund ein Dutzend gekündigte Schlecker-Mitarbeiterinnen in Hamburg bereits einen neuen Job gefunden. Das berichtete der Sprecher der Arbeitsagentur, Knut Böhrnsen. Von mittlerweile 64 entlassenen Arbeitnehmerinnen hätten sich bisher 60 bei der Agentur gemeldet, sagte der Sprecher. Die Agentur für Arbeit Hamburg hat in ihren sieben Geschäftsstellen in den Bezirken Vermittlungsteams eingerichtet. Die Behörde rechnet damit, dass etwa 130 Beschäftigte eine Kündigung erhalten. Die Arbeitsagentur hat im Einzelhandel gezielt freie Stellen eingeworben.