Phoenix Solar bangt um Finanzierung und baut Jobs ab

Bitterfeld-Wolfen. Die Hiobsbotschaften aus der Solarbranche reißen nicht ab: Während mit dem einst größten deutschen Solarkonzern Q-Cells gestern erneut ein Unternehmen der Branche Insolvenz anmeldete, geriet auch der defizitäre Kraftwerksbauer Phoenix Solar ins Wanken. Wegen der drastischen Förderkürzungen vor allem bei Solargroßkraftwerken bangt das bayerische Unternehmen mit zuletzt rund 400 Mitarbeitern um seine Finanzierung und baut Arbeitsplätze ab. "Wir müssen die Strukturen an die niedrigeren Geschäftsvolumina anpassen, um wieder profitabel zu werden", sagte Finanzvorstand Bernd Köhler. Die von Überkapazitäten und Preisverfall geplagte Solarbranche gerät durch staatliche Förderkürzungen - in Deutschland aber auch in Italien und Spanien - zusätzlich unter Druck.

Der Phoenix-Vorstand müsse seinen Sanierungsplan überarbeiten und mit den Banken neu über die mittelfristige Konzernfinanzierung verhandeln, teilte das Unternehmen mit. Neben dem Ausbau des internationalen Geschäfts und Prozessoptimierungen seien Stellenstreichungen unausweichlich, sagte Köhler. Den Umfang des Stellenabbaus nannte er nicht. "Wir sind aber bereits in der Umsetzung", sagte er. Die Nachricht von der Misere bei Phoenix Solar sorgte für einen Kurssturz um 30 Prozent auf 91 Cent.

Erst am Vortag hatte Q-Cells den Gang zum Insolvenzgericht angekündigt, nachdem in den vergangenen Monaten bereits der Solarpionier Solon und die Kraftwerksentwickler Solarhybrid und Solar Millennium pleitegegangen waren. Q-Cells stellte wie angekündigt beim Amtsgericht Dessau Insolvenzantrag, wie ein Sprecher des Gerichts bestätigte. Der Fotovoltaikexperte Wolfgang Hummel vom Berliner Zentrum für Solarmarktforschung sieht eine Vielzahl von Gründen, die das Unternehmen in die Insolvenz trieben. Zellen- und Modulproduktion sei in Deutschland mittlerweile generell wenig lukrativ. Es handele sich um technologisch nicht sehr anspruchsvolle und wenig komplexe Massenprodukte, deren Produktion in Deutschland hohe Energiekosten verursache. Q-Cells sei zu spät in eine margenträchtigere Wertschöpfungsstufe eingetreten und habe zudem die Personalkosten trotz Jobabbau nicht konsequent gesenkt.

Kritik gibt es an der Förderpolitik von Bund, Land und EU für alternative Energien. Die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, Steffi Lemke, gab ungeachtet von hausgemachten Problemen der Solarfirmen auch der Bundesregierung eine Mitverantwortung für die Insolvenz. "Mit ihrer radikalen Solarkürzung und ihrer Kahlschlagpolitik hat die Regierung das Geschäfts- und Investitionsklima in der gesamten Solarbranche drastisch verschlechtert", sagte sie. Die Insolvenz von Q-Cells könne sich zu einer Tragödie für die Beschäftigten und die ganze Region ausweiten. Für Matthias Brachert, Solarexperte am Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), befindet sich die Solarindustrie derzeit in einer Übergangsphase. "Die Konsolidierung wird weiter voranschreiten. Es wird weitere Marktaustritte von Unternehmen geben."