Medienkonzern macht weniger Gewinn. Neuer Chef unzufrieden

Berlin. Der Begriff "solide" ist im Wirtschaftsleben nicht selten eine Umschreibung für "langweilig". Wenn also der Chef des größten europäischen Medienkonzerns Bertelsmann, Thomas Rabe, seinem Haus "ein solides Jahr 2011" attestiert, besteht Handlungsbedarf. Denn ein großes Medienunternehmen darf alles Mögliche sein, bloß nicht langweilig. Und so will denn der neue Vorstandsvorsitzende, der sein Amt erst zum Jahreswechsel angetreten hat, den Konzern in den nächsten fünf bis zehn Jahren umbauen: Bertelsmann soll wachstumsstärker, digitaler und internationaler werden.

Ein Blick auf die aktuellen Geschäftszahlen verdeutlicht die Notwendigkeit dieses Vorhabens: Zwar stieg der Umsatz leicht von 15,07 Milliarden auf 15,25 Milliarden Euro. Doch der operative Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging von 1,83 Milliarden auf 1,75 Milliarden Euro zurück. Unterm Strich blieben 612 Millionen Euro hängen, das waren 44 Millionen Euro weniger als 2010. "Nicht zufriedenstellend" nennt Rabe dieses Konzernergebnis, das sein Vorgänger Hartmut Ostrowski zu verantworten hat.

Der geplante Umbau soll Bertelsmann nun wieder zu mehr Wachstum und Attraktivität verhelfen. Über Details informieren Rabes Vorstandskollegen, die früher bei der Vorstellung der Bilanz nur für Nachfragen anwesend waren: Gerhard Zeiler, der scheidende Chef der RTL Group, schwärmt von den Chancen der digitalen Fernsehwelt, und Markus Dohle, Chef von der Buchtochter Random House, erzählt vom digitalen E-Book. Rolf Buch von der Servicegesellschaft Arvato stellt allerlei digitale Dienstleistungen vor, und Gruner+ Jahr-Chef Bernd Buchholz freut sich über die Chancen in Indien und China, wo sein Verlag verstärkt investiert. Schließlich unterstreicht der erst kürzlich von Rabe berufene Vorstand für Unternehmensentwicklung und Neugeschäfte das Potenzial des Musikrechte- und des Bildungsmarktes. In Letzteren investiert der Konzern neuerdings mit seinem University Venture Fund, der mit vergleichsweise bescheidenen 100 Millionen Euro ausgestattet ist.

Noch ist das schöne, neue, digitale und internationale Bertelsmann Zukunftsmusik. In der Gegenwart gibt es auch nicht ganz so zukunftsträchtige Geschäftszweige. So hat der Konzern die Druckereien sowie die CD- und DVD-Produktion aus seiner Tochter Arvato ausgegliedert. "Sofern sich Verbundeffekte ergeben, stehen wir Partnerschaften und Übernahmen offen gegenüber", sagt Rabe etwas gedrechselt. Im Klartext heißt das wohl, dass ein Verkauf jederzeit möglich ist, so sich denn ein Käufer findet.

Für den Umbau aber ist Rabe offenbar bereit, Geld aufzunehmen. Gegen Ende seiner Ausführungen erwähnt er noch kurz, dass Bertelsmann von einer Aktiengesellschaft in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien umgewandelt werden solle. Auf Nachfrage sagt er, die neue Rechtsform werde es Bertelsmann unter Wahrung des Einflusses der Unternehmerfamilie Mohn erleichtern, Kapital aufzunehmen.