Hamburger Kabinenmesse zeigt Innovationen. Schnelles Wachstum fordert die Zulieferer

Hamburg. Man glaubt, die Sitze berühren zu können, während man durch das Flugzeug geht - doch vorerst ist es nur eine Simulation auf einem großen Bildschirm: Mit einem Film in 3-D-Technik, der auf der Hamburger Kabinenmesse Aircraft Interiors Expo erstmals gezeigt wurde, gibt Airbus eine plastische Vorstellung vom Innenraum des Langstreckenjets A350, der im Jahr 2014 in den Liniendienst gehen soll.

Im Hinblick auf demografische Tendenzen bei den Passagieren sieht sich Airbus mit der Kabine des neuen Jets, der innen um gut zwölf Zentimeter breiter ist als das Konkurrenzmodell Boeing 787 Dreamliner, gut positioniert: "Der Altersschnitt der Fluggäste steigt stetig, und die Menschen werden immer breiter", so Ingo Wuggetzer, Leiter des Bereichs Cabin Innovation & Design bei Airbus. Anhand von jeweils rund zweieinhalb Meter langen Modellen des A350 demonstriert der Hersteller die neue Flexibilität der Kabine: Küchen und Bordtoiletten sind künftig ähnlich austauschbar installiert wie heute die Sitze. Damit können die Airlines den Jet sehr viel schneller umrüsten, wenn er etwa zeitweise auf Mittelstrecken eingesetzt werden soll. So lassen sich die Küchen leicht durch zusätzliche Sitzreihen ersetzen.

Auch für den Zulieferkonzern Diehl ist der A350 in diesem Jahr das entscheidende Flugzeugprojekt, denn das Unternehmen liefert die Teile für die ersten beiden Jets der neuen Baureihe ab. Zudem stellt der Hochlauf der Produktion bei Airbus und Boeing die Zulieferer vor erhebliche Herausforderungen: "Alles zusammengerechnet steigt die Kapazität bei den Herstellern in den nächsten Jahren gegenüber dem Stand zu Anfang 2011 um fast 50 Prozent", sagt Rainer von Borstel, Leiter der Luftfahrtzuliefersparte des Nürnberger Rüstungs- und Technologiekonzerns. Das bedeutet auch mehr Arbeit für die beiden Hamburger Töchter, die bis Jahresbeginn unter den Namen Dasell (Bordtoiletten) und Mühlenberg (Küchen) firmierten. "Mit der Integration der früheren Dasell tun wir uns schwerer als erwartet", räumt von Borstel ein. Liefertermine ließen sich nicht immer ohne hohen Zusatzaufwand halten. Das soll schon in den nächsten drei Monaten besser werden.

Auf der Messe wird deutlich, dass die Kabinenzulieferer für die Premiumklassen immer ausgefeiltere Lösungen finden, damit die Passagiere auch gut schlafen können. So zeigt EADS Sogerma einen gemeinsam mit Lufthansa Technik entwickelten Sitz, über den ein seitlich verstautes Bett geklappt werden kann.

Auf seinem traditionellen Rundgang besuchte Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch unter anderem den Airbus-Konkurrenten Boeing, der in diesem Jahr nach einer Pause wieder auf der Messe präsent ist.