Bürger für Preisbremse beim Tanken. Aral warnt vor Verteuerung

Hamburg. Aufgrund immer höher steigender Rechnungen fürs Tanken sind die Deutschen bei anderen Einkaufsplänen vorsichtiger geworden. Laut der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) verschlechtert sich das von dem Marktforschungsunternehmen monatlich errechnete GfK-Konsumklima für den April um 0,1 auf 5,9 Punkte. Damit sinkt die Kauflaune erstmals seit September wieder. "Rekordstände für Benzin und Diesel an den Zapfsäulen haben in den Köpfen der Konsumenten ihre Spuren hinterlassen", erklärten die GfK-Forscher.

Angesichts der Mehrkosten beim Tanken sprechen sich in einer Internetumfrage des Verkehrsministeriums bisher die überwältigende Mehrheit der Teilnehmer für eine Benzinpreisbremse aus. Mit diesem Instrument sollen Tankstellen künftig nur noch einmal am Tag die Kraftstoffpreise erhöhen dürfen. Zudem sollen Mineralölkonzerne und Tankstellenbetreiber verpflichtet werden, ihre aktuellen Preise in eine Internetdatenbank zu stellen. Bis Dienstagmittag hätten 1270 Menschen abgestimmt, sagte Ministeriumssprecher Fried Dahmen. Gut 94 Prozent votierten demnach für die Preisbremse. Die Umfrage läuft noch bis Ende April.

Gestern kostete bei Aral der Liter Diesel im Bundesdurchschnitt 1,519 Euro, bei E10 waren es 1,649 und beim Superbenzin E5 1,679 Euro. Michael Schmidt, designierter Chef des Mineralölkonzerns BP Europa mit Deutschlands Marktführer Aral, hingegen glaubt, dass eine tägliche Einmalerhöhung der Preise die Tankkunden letztendlich mehr belasten würde als das jetzige Auf und Ab an den Zapfsäulen. "In Österreich und in Westaustralien, wo diese Regelungen bereits erprobt werden, hat es sich gezeigt, dass die Verbraucher am Ende eher einen höheren Literpreis bezahlen mussten", sagte er. "Das ist ein Eingriff in die freie Marktwirtschaft und verursacht noch mehr Bürokratie." Denn die mehrmals täglich stattfindenden Preissenkungen gebe es dann nicht mehr. Bislang könnten die Tankstellenpächter, die ein Interesse an hohen Umsätzen haben, ihre Preise in Absprache mit der Firmenzentrale mehrmals täglich heruntersetzen. "Allein bei Aral haben wir 5000 Anträge am Tag." Das Unternehmen betreibt bundesweit 2400 Tankstellen, davon rund 30 Stationen in Hamburg. Zudem arbeiten 600 der 5400 Mitarbeiter von BP/Aral in der Hansestadt.

Schmidt, 52, leitete zuletzt das Referat Personal und Soziales bei dem Konzern, dessen Vorstandsvorsitzender er zum 1. Mai als Nachfolger von Uwe Franke, 63, wird. Der designierte BP-Chef für Deutschland, Österreich und die Schweiz rechnet nicht damit, dass Öl bald knapp wird. "Das werden wir dieses Jahrhundert nicht erleben. Öl ist kein Auslaufmodell", sagte er. Allerdings seien 80 Prozent des internationalen Marktes von staatlichen Gesellschaften kontrolliert. Die großen Privatfirmen wie BP, ExxonMobil oder Shell teilten sich nur die restlichen 20 Prozent.

Nachdem der Rohölpreis seit Monaten von Spekulanten nach oben getrieben wird, gilt das teure Tanken auch in Deutschland zunehmend als Risiko für die Konjunkturerholung. Schon im Februar stieg wegen der anziehenden Kraftstoffpreise bereits die Inflationsrate von 2,1 auf 2,3 Prozent. Das Kieler IfW-Institut geht davon aus, dass die Verbraucherpreise dieses Jahr im Schnitt um 2,5 Prozent zulegen. "Die Konsumenten, und hier in erster Linie die Berufspendler, sehen ihre Kaufkraft durch die hohen Preise gefährdet", sagte GfK-Experte Rolf Bürkl. "Ein immer größerer Anteil ihres verfügbaren Einkommens muss derzeit für Energie und Sprit aufgewendet werden." WestLB-Analyst Jörg Lüschow vermutet mehr Vorsicht bei den Verbrauchern: "Ein Konsumwunder wird es in Deutschland auf absehbare Zeit nicht geben."