Deutsche Bank erwartet Verbesserung der Lage erst 2013

Hamburg. Die Perspektiven, die Ralf Bedranowsky vermittelt, sind nicht rosig: "Die weltweite Schifffahrt befindet sich nunmehr das fünfte Jahr in der Krise", sagt der Chef der Schiffssparte der Deutschen Bank. Denn noch immer kommen in allen wesentlichen Segmenten mehr neue Schiffe auf den Markt als Nachfrage besteht. "Ursächlich für die Marktverwerfungen im globalen Schiffsfinanzierungsgeschäft bleiben die historisch großzügigen Finanzierungsbedingungen der Schiffsfinanzierungsbanken sowie die beachtlichen Neubaubestellungen der Reeder", sagt Bedranowsky.

Zwar gibt es derzeit fast keine Neubestellungen mehr, doch was aus den Docks der Werften kommt ist noch immer beachtlich. Allein bei den Massengutfrachtern werden in diesem Jahr 1600 Neuablieferungen erwartet, ein Fünftel der Gesamtflotte. Das Angebot an Transportkapazität wird in diesem Jahr nach Bedranowskys Einschätzung um zwölf Prozent wachsen, die Nachfrage aber nur um neun Prozent. Dazu kommt noch das Risiko, dass China zu 95 Prozent für das Wachstum im Massengutfrachtmarkt verantwortlich ist. Ein Konjunktureinbruch in diesem Land würde die Aussichten noch weiter verschlechtern. Der Rohöltankermarkt leidet darunter, dass sich die Charterraten im vergangenen Jahr halbiert haben. Auch hier wurde der Druck durch ein weiter steigendes Angebot an rund 100 neuen Schiffen verursacht. Zurzeit liegen 300 Containerschiffe auf, haben also keine Beschäftigung. Dennoch kommen in diesem Jahr 230 Schiffe aus den Docks, was die Kapazität um bis zu zehn Prozent vergrößert. Das Nachfragewachstum wird nur halb so hoch eingeschätzt.

Nur für die Eigentümer von Ölförderplattformen und Bohrschiffen sowie Flüssiggastankern läuft es besser. Diese Segmente sind von der Krise nicht betroffen und haben im Vergleich zu den Hauptsegmenten des Schiffsmarktes attraktive Perspektiven. Ein Grund ist, dass die Suche nach Ölreserven aufgrund des steigenden Rohstoffpreises verstärkt wurden. Die Ausgaben für Exploration und Produktion stiegen 2011 doppelt so stark wie im Vorjahr.

Trotz des anhaltend schwierigen Marktes konnte die Deutsche Shipping der Deutschen-Bank-Gruppe 2011 ihre Kreditzusagen um ein Drittel steigern. Insgesamt wurden Kredite von 1,6 Milliarden Euro vergeben. 18,7 Prozent der gesamten Kreditzusagen entfallen dabei auf Asien. 2010 hatte dieser Anteil noch bei 7,6 Prozent gelegen. Insgesamt hat die schiffsfinanzierende Sparte der Deutschen Bank 700 Schiffe in den Büchern. Das gesamte Kreditvolumen beträgt 6,6 Milliarden Euro. Zum Ergebnis machte Bedranowsky keine konkreten Angaben. "Mit der geschäftlichen Entwicklung sind wir angesichts der Unsicherheiten für das Geschäftsjahr 2011 sehr zufrieden", sagte er lediglich. "Wir waren 2011 nicht von Schiffsinsolvenzen oder Notverkäufen betroffen." Von Schiffsfinanzierungen über Publikumsfonds hält sich die Sparte fern. Bisher schlitterten 60 dieser Fonds in die Insolvenz.