Ausbildungsreport weist auf Probleme von Azubis im Hotel- und Gaststättengewerbe hin. Lehrlinge in anderen Branchen sind zufrieden.

Hamburg. Im Durchschnitt sind die Hamburger Azubis mit der Qualität ihrer Ausbildung zufrieden. Das geht aus dem Ausbildungsreport 2011/2012 hervor, den der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) gestern vorstellte. Doch gab es von den befragten Auszubildenden nicht nur Lob für ihre Betriebe. Vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe zweifeln aufgrund regelmäßiger Mehrarbeit ohne entsprechenden Ausgleich immer mehr junge Menschen an ihrer Ausbildungswahl. 67 Prozent von ihnen gaben an, regelmäßig Überstunden zu schieben; ein Drittel davon erhält weder eine höhere Bezahlung noch einen Freizeitausgleich.

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Bei der Ausbildungsvergütung im Hotel- und Gaststättengewerbe belegt Hamburg als eine der reichsten Städte Europas sogar einen der letzten Plätze. Christian Kröncke von der Hamburger DGB-Jugend fordert deshalb eine ordentliche Bezahlung für Auszubildende. "Sie müssen in einer teuren Stadt wie Hamburg vernünftig leben können und dürfen nicht nur als billige Arbeitskraft gesehen werden", betont derJugendbildungsreferent.

3004 Azubis aus 51 Berufen hatten die vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz e.V. ausgewerteten Fragebögen ausgefüllt. Gefragt wurde, quer durch alle Branchen, vor allem nach Ausbildungsinhalten und Tätigkeitsbereichen, nach Vergütung und Übernahmechancen. Insgesamt könne man sagen, dass sich das duale Ausbildungssystem in Hamburg bewährt habe, sagte Hamburgs DGB-Chef Uwe Grund. So gaben 73 Prozent der Befragten an, mit ihrer Ausbildung insgesamt zufrieden zu sein. Laut Report seien jedoch auch keine überhöhten Ansprüche der Jugendlichen festzustellen gewesen. Wichtig seien den Auszubildenden ein Mindestmaß an geregelten Ausbildungsbedingungen und ein respektvoller Umgang. Unsicherheit herrscht zumeist aufgrund fehlender Zusagen. Nur 28 Prozent der Befragten wussten bereits, dass sie vom Betrieb übernommen werden.

Auffällig ist die Benachteiligung in den weiblich dominierten Berufsfeldern, wie dem kaufmännischen Bereich oder der Pflege. Während 20 Prozent der Azubis in männlich dominierten Berufen mehr als 750 Euro verdienen, sind es in den weiblich dominierten Berufen nur 1,6 Prozent. Zudem können sich Azubis in typischen Frauenberufen schlechter vom Arbeitsstress erholen. DGB-Chef Uwe Grund führte dies vor allem auf die höhere psychische Belastung im Gesundheits- und Pflegebereich zurück.

Das Angebot von Ausbildungsplätzen bleibt nach wie vor auf einem hohen Niveau. Lediglich 99 unbesetzte Plätze waren der Arbeitsagentur zu Beginn des Berufsschuljahres bekannt. Auf 17 000 Schulabgänger kamen 2011 rund 15 000 Ausbildungsplätze. Im Zusammenhang mit der Forderung nach mehr Fachkräften sieht DGB-Chef Grund die Unternehmen selbst in der Pflicht. "Fachkräfte fallen bei Bedarf nicht einfach vom Himmel", sagte er und mahnte zu vorausschauender Personalplanung. Der Report habe gezeigt, dass die Verfügbarkeit von Ausbildungsplätzen unmittelbar mit der Konjunktur zusammenhänge. Demnach würde in wirtschaftlich schlechten Zeiten weniger ausgebildet. "Der Fachkräftemangel ist hausgemacht", so Grund. Unternehmen seien es gewohnt, nur die besten Bewerber abzuschöpfen. Doch auch die übrigen Kandidaten müssten eine Chance erhalten. Mutige Unternehmen würden dabei zumeist belohnt, sagte Grund. Denn rund 80 Prozent der vermeintlich schlechteren Bewerber schließen ihre Ausbildung ab, wenn sie die Möglichkeit dazu bekommen. Die Studie habe schließlich auch gezeigt, dass oft nicht die Bewerber, sondern die Betriebe "sich als einfach nicht ausbildungsreif" präsentierten, sagte Grund.