Transfergesellschaft für entlassene Beschäftigte wird aber wahrscheinlicher. Gründerfamilie soll angeblich 70 000 Euro im Monat haben

Hamburg. Die rund 11 000 Mitarbeiter, die die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker entlassen hat, müssen weiterhin darum bangen, ob sie in einer staatlich finanzierten Auffanggesellschaft unterkommen. In einer solchen sogenannten Transfergesellschaft soll ihnen der Übergang in einen neuen Job ermöglicht werden. Diese Gesellschaft kostet Geld. Die staatseigene Bank KfW müsste dafür einen Kredit über 71 Millionen Euro gewähren. Doch die Bundesregierung machte klar, dass das Geld nur dann fließen werde, wenn die Bundesländer dafür bürgten.

Bei einem Treffen von Vertretern der 16 Bundesländer gestern in Berlin gab es zwar keinen Durchbruch, aber die Chancen für die Einrichtung einer Transfergesellschaft verbesserten sich erheblich. Denn Baden-Württembergs Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) erklärte, dass sein Land für die anderen Bundesländer in Vorleistung gehen werde, um dem Insolvenzverwalter von Schlecker bis zum Wochenende ein verbindliches Signal geben zu können. Im Anschluss könne sich Stuttgart dann Rückbürgschaften von den anderen Bundesländern holen. Der Schlecker-Insolvenzverwalter brauche frühzeitig Sicherheit, damit die Transfergesellschaft stehen könne. In diesem Fall könne die erste Tranche des Kredits nächste Woche fließen.

Zuvor hatten alle Bundesländer ihre Bereitschaft zu einer Beteiligung an der Bürgschaft erklärt. Wegen der unterschiedlichen Verwaltungsabläufe in den Ländern konnten aber noch keine verbindlichen Entscheidungen getroffen werden. In Hamburg zum Beispiel muss das Verfahren vom Kreditausschuss genehmigt werden, in anderen Ländern vom Kabinett oder anderen Institutionen. Und das braucht Zeit.

Nur Niedersachsen zweifelt offenbar noch - Wirtschaftsminister JörgBode (FDP) hat gestern eine schnelle Entscheidung ausgeschlossen. "Es gibt hier keine Lex Schlecker", sagte er. "Hamburg unterstützt den Plan der Bundesländer und bemüht sich, die Bildung der Transfergesellschaft zu einem positiven Abschluss zu bringen", betonte hingegen Susanne Meinecke, Sprecherin der Wirtschaftsbehörde. Im Vorfeld des Treffens gab es weitere Kritik an dem Vorhaben. So hält der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, ein Eingreifen des Staates bei Schlecker für falsch. Angesichts der Dynamik auf dem Arbeitsmarkt sei es durch nichts zu begründen, eine Auffanggesellschaft für die rund 11 000 von Kündigung betroffenen Schlecker-Beschäftigten zu gründen, sagte er.

Der Familie Schlecker hingegen bleibt genug Geld zum Leben. Zwar habe der Firmenpatriarch Anton Schlecker im Zuge der Insolvenz selbst den Zugriff auf sein einst milliardenschweres Privatvermögen verloren, so das "Manager Magazin". Doch das Vermögen seiner Frau und seiner beiden Kinder bleibe unangetastet. Das Blatt verweist auf Kenner der Familie, wonach die Schleckers monatlich etwa 70 000 Euro zum Leben hätten.