Maritimes Bündnis zwischen Bund und Branche wird fortgesetzt. Gebühren für Ausflaggungen steigen deutlich. Einnahmen fließen in die Weiterbildung

Hamburg. Die Bundesregierung und der Verband Deutscher Reeder (VDR) wollen die Ausbildung deutscher Seeleute spätestens von 2013 an deutlich stärker fördern. Allein die deutschen Reedereien werden dafür 30 Millionen Euro aufbringen. Zudem sollen in diesem Jahr alle Anträge auf Lohnkostenzuschüsse für Besatzungen auf Schiffen unter deutscher Flagge bedient werden, sagte Hans-Joachim Otto (FDP), der Maritime Koordinator der Bundesregierung, gestern in Hamburg.

Damit dürften in diesem Jahr wieder rund 58 Millionen Euro an Reeder fließen, die die Zusatzkosten gegenüber ausländischen Flaggen in Kauf nehmen. Die zunächst geplanten Kürzungen auf 27 Millionen Euro soll der Haushaltsausschuss in der kommenden Woche endgültig rückgängig machen. "Das maritime Bündnis mit der Branche wird fortgesetzt", sagte der Staatssekretär.

Trotz der noch immer niedrigen Mietpreise für Frachtschiffe (Charterraten) geht der Koordinator weiter von künftig "guten wirtschaftlichen Perspektiven für die Schifffahrt" aus. "Der Welthandel wird weiter zulegen und Deutschland hat als exportorientierter Staat ein Interesse an der Zukunftsbranche", sagte Otto, der mit Hamburgs Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) an einem Expertengespräch zur Schiffsfinanzierung teilnahm.

Geplant ist, dass deutsche Reeder, die ihre Schiffe ausflaggen und dennoch von der günstigen Tonnagesteuer profitieren, als Ausgleich jährlich rund 10 000 Euro pro Schiff in einen Fonds zahlen. Dadurch sollen rund 20 Millionen Euro für die Ausbildung zusammenkommen. Weitere acht bis zehn Millionen Euro jährlich sollen künftig über höhere Gebühren für die Ausflaggung eingenommen werden. "Durch die Neuregelung sind von Juni oder Juli an statt 400 alle zwei Jahre 15 000 Euro fällig. Schließlich sinken die Kosten unter ausländischen Flaggen pro Schiff um durchschnittlich eine Million Euro pro Jahr", sagte Otto. Die Einnahmen sollen ebenfalls in die Ausbildung von Führungspersonal auf See fließen. Hintergrund ist, dass künftig nicht nur die Ausbildung von Schiffsmechanikern gefördert werden soll, die sich nach ihrer dreijährigen Lehre häufig zum Nautiker oder Ingenieur weiterbilden. Es geht um mehr. Denn nach dem Examen müssen die Offiziere für mindestens zwei Jahre ihr Patent ausfahren. "Solche Wachoffiziere haben aber derzeit kaum Chancen auf eine Arbeitsstelle, weil ihre Gehälter bei deutschen Verträgen mit 4000 Euro knapp doppelt so hoch liegen wie die von Ausländern", sagte VDR-Sprecher Max Johns. Deshalb sollen jetzt zusätzliche Mittel an Reedereien fließen, die deutsche Offiziere beschäftigen. "Kapitäne und erste Offiziere werden sowohl für die Flotten als auch für Jobs an Land gebraucht", sagte Johns. So arbeiten Seeoffiziere etwa später als Lotsen für Wasser- und Schifffahrtsdirektionen oder für Hafenverwaltungen. Derzeit fahren gut 450 Schiffe unter Schwarz-Rot-Gold. Die Bundesregierung strebt jedoch 600 an.

"Für den Standort Hamburg sowie die anderen Küstenländer hat die Schifffahrt eine herausragende Bedeutung", sagte Wirtschaftssenator Horch. Daher setze er sich dafür ein, dass Anleger den Firmen wieder mehr Eigenkapital für Investitionen zur Verfügung stellen sollten. Dies sei leichter möglich, wenn die Beteiligungen nicht mehr auf ein Schiff, sondern auf ganze Flotten ausgelegt würden. In Hamburg soll nun die Handelskammer einen runden Tisch für Schifffahrtsfirmen organisieren. Die Treffen sollen dem Informationsaustausch dienen und helfen, neue Finanzierungswege zu finden.