Gift im Grundwasser wegen Leckage im Landkreis Verden

Hamburg. Der Hamburger Öl- und Gasförderer RWE Dea ist im vergangenen Jahr von einem Erfolg zum nächsten geeilt. Vor allem die international gestiegenen Öl- und Gaspreise und höhere Fördermengen für beide Rohstoffe haben dazu geführt, dass das Betriebsergebnis von RWE Dea um 83 Prozent auf 558 Millionen Euro geklettert ist. Nach Steuern lag der Gewinn bei 200 (Vorjahr: 108) Millionen Euro. "Unser Unternehmen schreitet auf dem Wachstumspfad zielstrebig voran", sagte RWE-Dea-Vorstandschef Thomas Rappuhn. In diesem Jahr will er die Öl- und Gasproduktion durch die Erschließung neuer Lagerstätten weiter verbessern. Auch das Ergebnis soll höher ausfallen als 2011.

Doch Rappuhn muss seine Wachstumsstrategie langsamer angehen, als er es zuvor geplant hatte. Denn der Mutterkonzern RWE hat sich ein Desinvestitionsprogramm verordnet. Nachdem der Gewinn des Energieversorgers 2011 um gut 45 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro absackte, will sich das Unternehmen jetzt schlanksparen. Der Konzern und seine Töchter müssen sich von Beteiligungen trennen, um Geld in die Kasse zu spülen. Bis Ende 2013 will RWE Werte von insgesamt sieben Milliarden Euro abstoßen, davon sind 1,5 Milliarden Euro bereits erreicht.

Davon ist auch RWE Dea betroffen. Laut Rappuhn werde man sich von Förderlizenzen etwa in Ägypten trennen oder zumindest den Anteil daran reduzieren. Für das Hamburger Unternehmen bedeutet dies, dass die für das Jahr 2016 angepeilte Verdoppelung der Jahresförderung auf 70 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öläquivalente um einige Jahre verschoben werden muss. Öläquivalente sind eine rechnerische Maßeinheit, die die Leistung verschiedener Energieträger wie Erdöl und Gas vergleichbar machen.

Rappuhn ist trotz der geplanten Lizenzverkäufe optimistisch. "Der weltweite Bedarf an Öl und Gas wird weiter steigen." Der Umsatz des Unternehmens, der 2011 bei knapp zwei (2010: 1,5) Milliarden Euro lag, werde weiter steigen. Damit erhöht sich auch der Personalbedarf. Nachdem in Hamburg im vergangenen Jahr die Zahl der Mitarbeiter von 603 auf 615 stieg, sucht das Unternehmen auch in diesem Jahr in der Hansestadt weitere Kräfte mit Erfahrung im Ölbereich.

RWE Dea ist inzwischen weltweit mit 180 Förderlizenzen in zwölf Ländern aktiv. Dazu gehört auch Libyen, wo die Ölförderung in Absprache mit der neuen Regierung wieder aufgenommen wird. Zukunftsträchtig seien auch Projekte in Großbritannien und Norwegen, wie Vorstandsmitglied Ralf to Baben sagte. Weitere Verträge wurden in Aserbaidschan sowie in Trinidad und Tobago geschlossen.

Während die geplante Erdölförderung im Umkreis der Bohrinsel "Mittelplate" (Abendblatt berichtete) in der Nordsee vorankommt, hat das Unternehmen in Deutschland derzeit mit einem Gasfeld bei Völkersen (Landkreis Verden) Probleme. Im Grundwasser sind überhöhte Werte des Giftes Benzol festgestellt worden. Es gab eine Leckage an einer Leitung. Sie diente dem Transport von Lagerstättenwasser, das bei der Erdgasförderung anfällt. RWE Dea legte daraufhin das betroffene Leitungsnetz still und hat zwei Spezialfirmen mit der Sanierung des Geländes beauftragt, das sich unter der Erdoberfläche befindet.

Die Sanierung soll nach der Abstimmung mit den Behörden im April beginnen. Während die Bevölkerung in der Region dort in Sorge ist, verweist das Unternehmen auf Gutachten, die eine akute Gefährdung ausschließen.