Die holländische Segelmodenmarke Gaastra steuert aus Hamburg ihr bundesweites Wachstum - mit dem Sportler Frank Maass als Manager.

Hamburg. Als Frank Maass in den 80er-Jahren neben Stars wie Robby Naish als europäischer Champion und sogar Weltmeister zu den internationalen Surfstars zählte, dürfte er diese Wende in seinem Leben wohl kaum erahnt haben: dass er eines Tages in Hamburg an der Spitze einer große Modemarke stehen würde. Heute schlendert der inzwischen 50-Jährige über knarrende Holzdielen in einer riesigen Villa am Mittelweg, eine der feinsten Adressen der Stadt, und fachsimpelt über die Mode von Gaastra.

Frank Maas ist Mitinhaber des niederländischen Segel- und Freizeitbekleidungsherstellers und treibt als Geschäftsführer für den deutschen Markt die bundesweite Expansion voran. Die weiße Villa am Rotherbaum ist Dreh- und Angelpunkt von Gaastra in Deutschland. Auf gut 2000 Quadratmetern, unter Stuckdecken und auf vier Etagen, präsentiert das Unternehmen hier seine neuesten Kollektionen und überzeugt immer mehr Händler von der maritimen Sportswear.

Auch wenn Maass als Weltklassesurfer an atemberaubende Geschwindigkeiten gewöhnt ist, das spektakulär schnelle Wachstum der Marke in Deutschland überrascht auch ihn immer wieder. "Das Haus platzt schon wieder aus allen Nähten, jetzt haben wir nebenan weitere Büroräume gemietet", sagt Maass, als er an einem rustikalen Holztisch vor einer Wand mit hauptsächlich weiß-blauen Jacken, Sweatshirts und Polos sitzt und über die Strategie des Unternehmens erzählt.

Zu den rund 25 Mitarbeitern sollen in den nächsten Monaten weitere Vertriebs- und Marketingspezialisten hinzukommen. "Wir suchen 20 neue Leute in Hamburg", sagt Maass. Bei 500 Bekleidungshäusern in Deutschland hängen die in aller Welt produzierten Gaastra-Sachen bereits an den Kleiderstangen. Dazu kommen 30 Exklusivgeschäfte in großen Städten und vielen Orten, in der die Segelszene zu Hause ist wie Sylt oder Kiel. In der Hansestadt ist Gaastra mit eigenen Läden in den Alsterarkaden und der HafenCity vertreten, einen weiteren Standort sucht Maass derzeit. Allein in den vergangenen drei Wochen eröffneten drei Shops in Bochum, in Leipzig und im dänischen Küstenort Vejle, das die holländische Marke mit zum deutschen Vertriebsgebiet von Maass zählt.

Neue Showrooms in Düsseldorf, Berlin und München auf rund 600 Quadratmetern sollen die Marke weiter im deutschen Handel verankern. Den Umsatz will Maass von 150 Millionen Euro in diesem Jahr bis 2013 noch einmal auf 180 bis 200 Millionen Euro steigern.

International wird die zur McGregor Fashion Group gehörende Gaastra Sportswear aus dem niederländischen Amstelveen, einem Vorort von Amsterdam, gesteuert. Gaastra ist mit seiner ehrgeizigen Expansion dabei längst nicht die einzige Lifestylefirma, die aus dem westlichen Nachbarland nach Deutschland herüberschwappt.

Auch die Streetwearmarke G-Star, die vor allem junge, gut verdienende Frauen im Blick hat und die Fashionlabels Scotch & Soda sowie Sandwich erobern den deutschen Handel. "Gerade Holländer sind für ihr Trendgespür und ein gutes Stilempfinden bekannt", sagt Christel Wickeroth von der Fachzeitschrift "Textilwirtschaft" über die Erfolgsfaktoren dieser Modemarken.

Auch Frank Maass sieht einen deutlichen Unterschied zwischen heimischen und niederländischen Designern. Insbesondere Amsterdam sei die Heimat etlicher unabhängiger Designer. Zudem agierten die Niederländer häufig kreativer, flexibler und schneller im Markt. "Da wird eben schon mal der TÜV ausgelassen", sagt Maass mit Blick auf die Heimat von Gaastra.

Die Marke, die im Fashionbereich mit großen Schriftzügen und leuchtenden Farben Akzente setzt, blickt bereits auf eine lange Tradition zurück. Ihre Geschichte nahm in Sneek im holländischen Friesland vor mehr als 110 Jahren ihren Anfang. 1897 machte sich der Segelmacher Douwe Gaastra in der von Wasser und Schifffahrt geprägten Stadt selbstständig. Noch heute ist die Silhouette des Sneeker Wassertors Teil des Gaastra-Logos. 80 Jahre lang konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung von Segeln, wurde damit zum Begriff in der Segler- und Surferszene und erweiterte das Angebot dann um funktionale Sportkleidung, einen Bereich, in dem das Label mit Anbietern wie Musto und Henry Lloyd konkurriert.

Auf Regatten ist Gaastra weltweit zu Hause, als Sponsor und Mitveranstalter engagiert sich die Marke bei der Ausstattung von Teams und Yachten. Das Engagement zahlt sich öffentlichkeitswirksam aus: Bei der Copa del Rey trat die königliche Familie Spaniens in der Eventkollektion von Gaastra an.

Das Vergnügen, auf Yachten an den schönsten Plätzen der Welt, im französischen St. Tropez oder in St. Barth in der Karibik, die Marke zu leben, teilen auch die Hamburger Beschäftigten. "Wir sind hier alle Segler und häufig an diesen schönen Orten unterwegs", schwärmt Maass.

Die jüngste Erweiterung des Sortiments betrifft die Fashionlinie, die eine sportliche, aber nicht unbedingt segelnde Zielgruppe anspricht. Auch Schuhe gehören neuerdings zum Angebot von Gaastra, und sogar eine Winterkollektion für Skiläufer.

Auch wenn sich das Unternehmen damit zum Teil vom Wassersport verabschiedet, seine Leidenschaft für das Surfen hat sich Maass bewahrt. Abends geht der aus Fehmarn stammende Familienvater so oft wie möglich aufs Wasser - er wohnt in Heiligenhafen, nur ein paar Hundert Meter vom Ostseestrand entfernt.