Bonn. Die Stromkunden in Deutschland müssen sich auf höhere Preise einstellen. Nach Schätzungen der Bundesnetzagentur wird allein der durch die Energiewende nötige Netzausbau den Haushaltsstrom in den kommenden zehn Jahren in einem ersten Schritt um fünf bis sieben Prozent verteuern. Für Industriestrom seien sogar Preissteigerungen von bis zu acht Prozent absehbar.

Zudem kommen weitere Kosten auf die Verbraucher zu. Wegen des geplanten schnellen Anstiegs des Anteils erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung parallel zum Ausstieg aus der Atomenergie muss die Netzinfrastruktur modernisiert werden. Dazu sollen in den nächsten Jahren bis zu 47,5 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung der Stromnetze investiert werden. Allein dadurch würden die Netzentgelte für Haushaltskunden nach Berechnungen der Behörde um bis zu 24 Prozent steigen. Die Industrie müsste sogar mit einer Erhöhung um bis zu 54 Prozent rechnen. Die Netzentgelte machen rund ein Fünftel des Strompreises aus.

Die Berechnungen der Behörde stellen allenfalls eine Untergrenze für die tatsächlich zu erwartenden Preiserhöhungen dar. Denn andere mögliche Kostentreiber im Zusammenhang mit der Energiewende wie höhere Strombeschaffungspreise durch den Bau neuer Kraftwerke oder eine steigende Umlage für erneuerbare Energien sind darin nicht berücksichtigt, berichtet die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Die Preisentwicklung wird von der Regulierungsbehörde als große Herausforderung eingeschätzt. "Die Energiewende wird längerfristig nur dann politisch durchzuhalten sein, wenn sie zu vertretbaren Kosten umzusetzen ist", zitierte die "FAZ" aus einem Papier der Behörde. Hierzu sei eine durchschlagskräftige Regulierung mit Augenmaß erforderlich.