Wasser wird laut Studie bis 2050 für 40 Prozent der Menschen knapp. An Atemwegserkrankungen sterben jedes Jahr 3,6 Millionen

Berlin. Es ist ein eindringlicher Appell: Die Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt in einer Studie vor den Folgen zunehmender Umweltzerstörung: "Wir riskieren unumkehrbare Umweltschäden, die unseren in zwei Jahrhunderten errungenen Lebensstandard gefährden", schreiben die Forscher im "Umweltausblick bis 2050".

In den kommenden 40 Jahren werde die Weltbevölkerung um zwei Milliarden auf neun Milliarden Menschen wachsen. Fast zwei Drittel davon werden 2050 in Städten leben, und die globale Wirtschaftsleistung werde sich bis dahin vervierfachen. Dieses Wachstum bleibe nicht ohne Folgen für die Umwelt: Eine viermal größere Weltwirtschaft wird nach den Berechnungen trotz Energiesparmaßnahmen rund 80 Prozent mehr Energie verbrauchen als heute. Weil der Energieverbrauch vor allem in den großen Schwellenländern wachse, die weiter auf fossile Energieträger wie Öl und Gas setzen, werde der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase um 50 Prozent zunehmen. Auch die Luft in den Städten wird schlechter. In vierzig Jahren dürften mehr Menschen an den Folgen verschmutzter Atemluft sterben als an verunreinigtem Trinkwasser oder mangelnder Hygiene. Mitte des Jahrhunderts erliegen demnach jedes Jahr 3,6 Millionen Menschen Atemwegserkrankungen, die durch Abgase und Chemikalien ausgelöst wurden - doppelt so viele wie heute. Vor allem Inder und Chinesen in den Metropolen leiden unter dem Feinstaub. In den Industrieländern soll die Rate der Städter, die wegen der hohen Ozonbelastung sterben, weiter steigen. Verantwortlich dafür sind die alternde Bevölkerung und die Verstädterung.

Falls die internationale Politik die Umweltzerstörung nicht energischer bekämpft, würden die Folgen für die Lebensqualität der Menschen weltweit "desaströs" sein. So steige der weltweite Bedarf an Wasser bis 2050 um mehr als 50 Prozent. Dann könnten rund 40 Prozent der Menschen in Gebieten mit extremer Wasserknappheit leben. Das wären 2,3 Milliarden Menschen mehr als heute. Daher fordert die OECD rasches Handeln von der Politik. Es müsse vor allem teurer werden, die Umwelt zu belasten, etwa durch einen Markt für Emissionsrechte, wie er in der EU existiert oder durch Steuern auf Energieträger oder schädliche Emissionen. Als Beispiel dafür gilt die deutsche Ökosteuer. Außerdem plädieren die Forscher dafür, Subventionen abzuschaffen, die etwa Landwirten oder Fischern gezahlt werden und Anreize für umweltschädliches Verhalten setzen. Nötig sei auch, dass Bauern, Unternehmen und Haushalte künftig mehr dafür bezahlen, wenn sie natürliche Ressourcen wie Wasser verbrauchen - das sei bisher in vielen Regionen der Welt nicht der Fall und führe zu Verschwendung.