Frankfurt. Die Staatsschuldenkrise in Europa hat den Gewinn der Deutschen Bundesbank auf den niedrigsten Wert seit acht Jahren gedrückt. Für das abgelaufene Geschäftsjahr kassiert Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) nur 643 Millionen Euro aus Frankfurt. Das ist der niedrigste Bundesbank-Überschuss seit 2003, mit damals etwa 200 Millionen Euro. Im Vorjahr erzielte die Notenbank noch einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro, der in den Bundeshaushalt floss.

Die Risiken in Form von Forderungen an die Euro-Partner stiegen zudem dramatisch an und liegen mittlerweile bei 547 Milliarden Euro. Notenbanker sprechen bei diesen Forderungen von Target-2-Salden, die dadurch entstehen, dass mehr Geld von stabilen Euro-Ländern in die Krisenstaaten fließt als zurück. Ende 2011 betrug die Summe noch 463 Milliarden Euro. Falls der Euro-Raum zerbricht, ist es fraglich, ob die Bundesbank das verliehene Geld zurückbekommt.

"Das spielt für unsere Bilanz allerdings keine Rolle, weil wir natürlich davon ausgehen, dass die Währungsunion in ihrer jetzigen Form fortbesteht", sagte Weidmann. Dennoch ergebe sich ein hypothetisches Risiko. Das Ungleichgewicht sei ein "Symptom der Euro-Krise", das aber zurückgehen werde, sobald sich die Währungsunion von den gegenwärtigen Schwierigkeiten erholt habe.

Die Bundesbank traf in ihrer Bilanz für 2011 schon Vorsorge für den Fall, dass sie einen Teil ihres verliehenen Geldes verliert. Die Rückstellungen für Risiken seien um 4,1 Milliarden auf 7,7 Milliarden Euro erhöht worden.

Die Schuldenkrise birgt aus Sicht der Bundesbank weitere Risiken für die konjunkturelle Entwicklung. Insgesamt hätten sich die Aussichten aber aufgehellt, sagte Weidmann: "Die deutsche Wirtschaft ist in einem bemerkenswert guten Zustand." Die Bundesbank erwarte 2012 für Deutschland ein Wachstum von 0,6 Prozent.