Berlin. Europas Luftfahrtindustrie sorgt sich wegen des eskalierenden Handelsstreits über die Klimaschutzabgabe für Fluggesellschaften. In einem Brandbrief an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sowie die Regierungen Frankreichs, Spaniens und Großbritanniens berichten die Vorstandschefs von Airbus, Lufthansa, Air Berlin und MTU von ersten "konkreten Strafmaßnahmen". So habe die chinesische Regierung Bestellungen von Airbus-Flugzeugen im Wert von zwölf Milliarden Dollar (9,1 Milliarden Euro) auf Eis gelegt.

Die Unternehmen bitten, auf EU-Ratsebene einzugreifen, heißt es in dem Brief, der der Nachrichtenagentur dpa und der "Welt" vorliegt. "Ziel muss es sein, eine ausgewogene Lösung zu finden und einen größeren Handelskonflikt zu vermeiden." Die Unternehmen warnen seit Längerem vor einem Handelskrieg wegen des Emissionshandels.

Seit Januar benötigen Fluglinien in Europa Rechte zur Luftverschmutzung. Sie können die Zertifikate untereinander handeln. Das soll dem Klimaschutz dienen, denn die Menge der verfügbaren Verschmutzungsrechte sinkt von Jahr zu Jahr. "Wir sind nach wie vor der Überzeugung, dass das Problem der durch die internationale Luftfahrt verursachten Emissionen nur auf globaler Ebene angemessen gelöst werden kann", schreiben die Unternehmen.

Am stärksten betroffen von Gegenmaßnahmen ist dem Brief zufolge Airbus. Weil China wegen des Streits die Freigabe der Bestellung von Airbus-Maschinen blockiert habe, seien mindestens 1000 Stellen an den Airbus-Standorten und ebenso viele bei den Zulieferern gefährdet. Laut dem Airbus-Mutterkonzern EADS handelt es sich um eine Bestellung von 35 Airbus-Maschinen aus China. Betroffen sei auch ein Vertrag über zehn A380. In einem separaten Brief von Airbus-Chef Tom Enders an EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso beklagte der Manager die "sehr ernste Situation", die von den Gegenmaßnahmen seitens Chinas und anderer Staaten ausgehe.