Marquardt & Bahls-Tochter verabschiedet sich vom Handel in Houston und Rotterdam. Chef geht

Hamburg. Die Nachricht kam überraschend. Das Hamburger Familienunternehmen Marquard & Bahls hat über Jahre mit seiner Tochter Mabanaft den internationalen Ölhandel mitbestimmt. Jetzt zieht sich das Unternehmen aus diesem Geschäft zurück. Wegen unterschiedlichen Auffassungen verlässt deswegen auch Mabanaft-Chef Jan-Willem van der Velden, 41, jetzt das Unternehmen.

Grund für den Rückzug seien die vermehrt auftretenden großen spekulativ orientierten Marktteilnehmer im internationalen Ölhandel. Mit hohen Kaufs- und Verkaufsmengen können diese die Entwicklung des Weltpreises für Öl beeinflussen. Vor allem finanziell gut ausgestattete staatliche Gesellschaften etwa aus China, Indien sowie Russland sind derzeit große Spieler am Markt. Mabanaft gehört zwar auch schon zu den Großen, verfügt aber nicht über die Nachfragemacht der Staatskonzerne.

"Erhebliche Veränderungen des Marktumfeldes und die damit verbundene Unvereinbarkeit dieses Handelsbereichs sind nicht mehr vereinbar mit unserem Risikoprofil", sagte Christian Flach, Vorstandsvorsitzender der Muttergesellschaft Marquardt & Bahls, dem Abendblatt. Wir werden in Zukunft zwar weiterhin mit Öl handeln, aber als klassischer Distributeur, der seine Kunden beliefert", so Flach.

Das Hamburger Unternehmen verfügt über 1,3 Milliarden Euro Eigenkapital

Unter anderem verfügt die Unternehmensgruppe in Deutschland über 200 Tankstellen der Marke Oil! sowie jeweils 20 Stationen in Österreich und der Schweiz und rund 200 in Moldawien. Zudem ist die Firma im Heizöl- und Schmierstoffgeschäft bis hin zum Endkunden tätig.

Trotz Rückzugs von den Ölbörsen will Marquardt & Bahls die langfristige Weiterentwicklung seiner Bereiche Oiltanking (Tanklagerung), Skytanking (Flugzeugbetankung) und der Aktivitäten im Segment der erneuerbaren Energien konsequent vorantreiben. "Dafür ist das Unternehmen mit einem Konzernergebnis aus operativer Tätigkeit von rund 112 Millionen Euro vor Steuern und einer Erhöhung der Eigenmittel um mehr als zehn Prozent auf über 1,3 Milliarden bestens gerüstet", so Flach, der betont, das die Zahlen für 2011 bislang nur vorläufig seien.

Durch die Abkehr gingen zwar der Mengenabsatz und Umsatz zurück, gleichzeitig würden aber auch in erheblichem Maße Eigenmittel für ein weiteres Wachstum von Marquard & Bahls frei. Denn die Finanzierungskosten für die Ölkontrakte werden dann nicht mehr fällig sein.

Flach kann sich auch weitere Zukäufe des im Besitz der Hamburger Familie Weisser befindlichen Unternehmens vorstellen. Erst im vergangenen September haben die Hamburger den Schmier- und Treibstofflieferanten Bominflot übernommen. "Die Zukäufe müssen aber zu unserer Unternehmenskultur passen", so der Chef.