Das Kaufhaus Stackmann in Buxtehude setzt auf Kundenkarten und modische Textilien. Ein Neubau für zehn Millionen Euro ist in Planung.

Buxtehude. Hinter einer verborgenen Tür in der Schuhabteilung des Kaufhauses Stackmann in Buxtehude beginnt die Zukunft. "Zugang nur für Personal", steht an der Tür, die ins Freie führt. Dieter Stackmann öffnet sie und steigt ein paar Treppen herauf. Vom Flachdach seines Kaufhauses blickt er auf den betongrauen Rohbau direkt nebenan. "Der Winter hat uns keinen Strich durch die Rechnung gemacht", sagt der Geschäftsführende Gesellschafter der Stackmann GmbH & Co. KG. "Wir liegen im Plan."

Schon im September können die Kunden in dem 2500 Quadratmeter großen Neubau Sport- und junge Damenmode aussuchen. Die bestehende Verkaufsfläche wird damit um 20 Prozent erweitert. Mit dem Neubau will er gleichzeitig das gesamte Textilkaufhaus neu aufstellen. "Etwa 10.000 der bestehenden 12.000 Quadratmeter Verkaufsfläche werden völlig neu sortiert", sagt Stackmann im Gespräch mit dem Abendblatt.

+++ Kaufhaus mit Tradition+++

Im schnelllebigen Geschäft mit der Mode verändert sich die Nachfrage der Kunden rasch. Selbst über 60-Jährige kleiden sich heute anders als vor zehn oder zwanzig Jahren. "Der Umsatz klassischer Artikel stagniert oder sinkt sogar", sagt Stackmann. "Dafür werden modische Marken stärker nachgefragt." Er weiß immer genau, welche Marken in seinem Haus Umsatzanteile gewinnen und welche zu den Verlierern zählen. Entsprechend muss der Platz für Marken und Fabrikanten neu geordnet werden. Denn 80 Prozent seines Umsatzes macht die Firma mit Textilien.

Mehr als zehn Millionen Euro investiert das Familienunternehmen in die jüngste Erweiterung. Die Weiterentwicklung des Sportbereichs ist Stackmann besonders wichtig. 65 Prozent der Neubaufläche hat er dafür reserviert. "Ein zukunftsfähiger Sportmarkt muss nach unterschiedlichen Sportarten und Ansprüchen gegliedert sein. Dafür reichen die bestehenden 650 Quadratmeter nicht aus." Aus Studien weiß der Warenhauschef, dass Sportinteressierte bis zu 40 Kilometer weit fahren, um einen speziellen Laufschuh zu kaufen. "Dann sind die Kunden bei unseren Konkurrenten in Hamburg", sagt Stackmann. Mit der S-Bahn ist man nach 40 Minuten in der Mönckebergstraße und damit bei Karstadt-Sport oder Sport-Scheck.

Außerdem will Stackmann nicht nur Trikots, Trainingsanzüge und Laufschuhe präsentieren. Auch für die Adidas-Marke Originals, eine Art sportliche Freizeitbekleidung, ist schon Platz reserviert. Um noch mehr junges Publikum ins Haus zu locken, wird es einen interaktiven Spiegel geben, über den sich das Konterfei des Betrachters in soziale Netzwerke wie Facebook hochladen lässt. Die Freunde können so sofort ihre Kommentare dazu abgeben.

Solche Trends entdecken die Scouts von Stackmann, wenn sie nach Hamburg, London oder Mailand ausschwärmen. "Hamburg ist unser größter Konkurrent", sagt Stackmann. Gleichzeitig profitiert er von der Metropole, vor allem Einwohnern im Süden der Hansestadt. Mehr als 30 Prozent der Kunden kommen aus Hamburg.

Da Stackmann 80 Prozent seiner Kunden mit einer Kundenkarte ausgestattet hat, weiß er genau, woher seine Käufer kommen und welche Marken sie bevorzugen. Wenn ein Kunde dann plötzlich sein Kaufverhalten grundlegend ändert, also Stackmann links liegen lässt, kann es schon sein, dass der Chef ihn persönlich anschreibt, um die Gründe zu erfahren. "Schließlich wollen wir uns konsequent an den Wünschen unserer Kunden ausrichten", sagt Stackmann.

Auch unmittelbar vor seiner Tür ändert sich viel. Wenige Hundert Meter vom Kaufhaus entfernt entsteht das Rathausquartier: Neue Einzelhandelsflächen auf 5000 Quadratmetern, für die die Ankermieter C & A und H & M gewonnen werden konnten. Stackmann sieht es gelassen: "Wer diese Marken kauft, hat das wahrscheinlich auch bisher schon getan, geht uns als Kunde also nicht verloren."

Mit dem ständigen Wandel ist Dieter Stackmann groß geworden. So wurde aus dem von seinem Großvater 1919 gegründeten Manufaktur- und Modewarengeschäft in Buxtehude durch ständige Erweiterungen ein Kaufhaus, in dem man sich komplett einkleiden kann. Zu Stackmanns Strategie gehört es deshalb auch, Lederwaren, Schuhe, Schmuck und Parfüm anzubieten. "Das sind für mich Accessoires, die die Kleidung erst perfekt machen", sagt Stackmann, der die Leitung des Hauses im Jahr 2000 übernommen hatte. Schmuck und Parfüm steuern als Untermieter die Ketten Christ und Douglas bei. Mit dem jetzigen Neubau gab es seit Dieter Stackmanns Amtsübernahme drei Erweiterungen des Hauses. "Das war nur möglich, weil die Familie hinter dem Unternehmen steht und immer wieder in seine Zukunft investiert", sagt Stackmann.

Mit dem Neubau sind es allein seit 2003 rund 25 Millionen Euro. Seit 2008 ist der Umsatz um 20 Prozent, die Zahl der Mitarbeiter um zehn Prozent gestiegen. Im vergangenen Jahr betrug der Umsatz 35 Millionen Euro. Gegenüber 2010 ist das eine Steigerung um 5,8 Prozent, während der Textileinzelhandel bundesweit nur um 1,6 Prozent zulegte. Zum Gewinn sagt Stackmann nur so viel: "Ich freue mich darauf." Schlechte wirtschaftliche Jahre hatte das Unternehmen nur wenige, wie etwa während des Zweiten Weltkrieges. Dass es nicht immer nur aufwärts geht, hat er selbst 2005 erfahren, als das Phoenix-Center in Harburg öffnete. "Da hatten wir eine negative Umsatzentwicklung", sagt Stackmann.

Kaufhäuser wie Stackmann gibt es nur noch wenige in Norddeutschland: Lengermann + Trieschmann in Osnabrück, CJ Schmidt in Husum, Dodenhof in Posthausen und Kaltenkirchen oder Mohr in Dollern. Fast alle bestehen seit mehr als 100 Jahren. "Das sind Platzhirsche, die sich durch stetigen Wandel behauptet haben", sagt Frank Ganzasch von der Unternehmensberatung Hachmeister + Partner in Bielefeld. "Denn Stagnation bedeutet Rückschritt." Doch gerade familiengeführte Unternehmen würden langfristiger und nachhaltiger Entscheidungen treffen, um ihre Firma zu erhalten. Bei den Kunden kommen nach seiner Einschätzung die Konzepte an. "Sie sind individuell und nicht so austauschbar wie die Filialen der großen Ketten."

In Stackmanns Büro hängen Leitlinien für die Zusammenarbeit und die Bedienung der Kunden. Zum Beispiel: "Bei Stackmann werden die Kunden mit einem ehrlichen Lächeln begrüßt." Das hat nicht der Chef vorgegeben, sondern die Mitarbeiter haben sie selbst entwickelt. "Die 320 Mitarbeiter sind die Stärke des Unternehmens", sagt Stackmann. Mit dem Neubau werden nun noch bis zu 20 allein im ersten Halbjahr hinzukommen. Viele sind seit Jahrzehnten dabei, so auch der Prokurist. "Ich kenne nicht nur ihre Namen, sondern auch ihre Geschichten, ihre Familien", sagt Stackmann.

In der wenigen Freizeit hat deshalb auch seine Familie Priorität, wenn er nicht doch einmal zum Ausgleich Golf spielt. An das Aufhören denkt der 64-Jährige noch nicht. "Ich möchte noch bis zum 70. Lebensjahr weitermachen, wenn ich gesund bleibe." Das verschafft seinen beiden Söhnen noch etwas Zeit. Mit Marketing und BWL haben sie aus Sicht des Vaters die richtigen Fächer studiert. "Aber ob sie das Familienunternehmen übernehmen wollen, müssen sie ganz allein entscheiden", sagt Stackmann.