Fast jedes zweite Unternehmen beteiligt die Belegschaft am Erfolg. Wie Hamburger Firmen vorgehen

Hamburg. Beim Schweißsystemhersteller Dinse in Langenhorn beginnt ein neues Kapitel. Erstmals seit der Gründung 1954 erhalten alle 130 Mitarbeiter eine Erfolgsbeteiligung von 300 Euro für ihre Arbeit im vergangenen Jahr. "Alle haben sich angestrengt und wir haben unseren Umsatz um 21 Prozent auf mehr als 19 Millionen Euro gesteigert", sagt Prokurist Jürgen Czischke. Auch künftig sollen solche Zahlungen bei guten Ergebnissen die Belegschaft motivieren. "Unsere Gesellschafter, die Dinse-Stiftung und Geschäftsführer Torsten Lischke", so Czischke, "denken darüber nach."

Mit ihrer Entscheidung gesellt sich der Mittelständler zu Weltunternehmen wie VW, wo 90 000 Beschäftigte jeweils 7500 Euro für 2011 erhalten, aber auch zu großen Firmen wie Airbus, Hauni oder dem Gabelstaplerbauer Still in Hamburg. Die Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft geht davon aus, dass fast jede zweite Firma mit mehr als 50 Beschäftigten eine Erfolgsbeteiligung ausschüttet. "Eine gute Sache", sagt Geschäftsführer Heinrich Beyer. Der Tarifexperte der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung, Reinhard Bispinck, sieht die zahlreichen Bonuszahlungen allerdings auch kritisch. "Die Verteilung der Erfolgsprämien erfolgt in vielen Unternehmen nach Gutsherrenart", sagt der Wissenschaftler. "Wo besonders starke Gewerkschaften und Betriebsräte existieren, gibt es deutlich mehr Geld als in mittelständischen Betrieben."

Aus Bispincks Sicht besteht die Gefahr, dass die Boni an die Stelle regulärer Tariferhöhungen treten. "Es kann nicht sein, dass die Arbeitgeber Lohnsteigerungen mit dem Hinweis verweigern, dass hohe Erfolgsbeteiligungen gezahlt wurden", sagt er. Im vergangenen Jahr hätten die Tariferhöhungen nicht einmal ausgereicht, um die Preissteigerungsrate auszugleichen.

Ein besonderes Modell der Erfolgsbeteiligung entwickelte die Wulff Gaertner Autoparts, ein Hersteller von Ersatzteilen mit derzeit 300 Mitarbeitern. Dort haben diejenigen, die bereits seit 2002 in der Firma sind, Ende Dezember im Schnitt 3300 Euro ausbezahlt bekommen. Das Geld hatte das Unternehmen zunächst einbehalten und über zehn Jahre angelegt.

Beiersdorf stockt das 13. Monatsgehalt von 95 auf 100 Prozent auf. Bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) gibt es zwei Beteiligungsarten. Während für die Belegschaft des Terminals Altenwerder eine Sonderausschüttung abhängig vom Gewinn der eigenständigen Gesellschaft und der individuellen Leistung ausgezahlt wird, erhalten die übrigen der 3500 Beschäftigten Gratisaktien im "überschaubaren Umfang", sagte ein Sprecher.

Solche Kapitalbeteiligungen von Mitarbeitern sind der nächste Schritt nach einer Erfolgbeteiligung. "Damit befassen sich inzwischen 4000 Firmen, die längst nicht alle zu den Großunternehmen zählen", sagt Verbandsgeschäftsführer Beyer. Allein 3000 von ihnen sind Mittelständler.