Um 3,2 Prozent wird die geleistete Stunde teurer

Wiesbaden. Arbeit in Deutschland hat sich im Jahr 2011 so stark verteuert wie seit mindestens 1997 nicht mehr. Grund waren hohe Tarifabschlüsse und steigende Beiträge zur Arbeitslosen- und Krankenversicherung, erklärte das Statistische Bundesamt am Freitag. Die Kosten je Arbeitsstunde kletterten um 3,2 Prozent. Es war der höchste Anstieg seit Beginn der Statistik Ende der 1990er-Jahre, 2010 hatte es im Nachklapp der Rezession nur ein Plus von 0,5 Prozent gegeben.

Während die Bruttolöhne und -gehälter um drei Prozent zulegten, zogen die Lohnnebenkosten um vier Prozent an. "Wichtige Ursache dafür war eine höhere Anzahl von Krankheitstagen, die zu höheren Kosten für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall führten", schrieben die Statistiker. Zudem stiegen die Versicherungsbeiträge leicht. Die Daten dürften die laufenden und anstehenden Tarifrunden weiter befeuern - zumal die Arbeitskosten im verarbeitenden Gewerbe mit 4,3 Prozent überdurchschnittlich stark in die Höhe gingen. Für die 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie fordert die IG Metall 6,5 Prozent mehr Lohn. Für die Chemieindustrie sollen es sechs Prozent mehr sein, im öffentlichen Dienst bei Bund und Kommunen verlangt Ver.di einen Zuschlag von 6,5 Prozent. Die geringsten Kostensteigerungen gab es in den Bereichen Verkehr und Lagerhaltung: Hier verteuerte sich die geleistete Arbeitsstunde nur um 0,2 Prozent, bei Erziehung und Unterricht waren es 1,4 Prozent.

Unterm Strich verteuerte sich Arbeit in Deutschland etwas stärker als im Schnitt der EU-Staaten. Im dritten Quartal 2011 gab es ein Plus von 3,0 Prozent auf Jahressicht, während es EU-weit 2,6 Prozent waren. Die höchsten Wachstumsraten gab es wie in der Vergangenheit in Osteuropa, wo die Gehälter dem Westen noch deutlich hinterherhinken: Bulgarien plus 9,8 Prozent, Rumänien plus 7,9 Prozent und Slowakei plus 7,2 Prozent. In Griechenland machten sich die Lohnkürzungen infolge der Rezession und des harten Sparkurses bemerkbar: Dort sanken die Arbeitskosten im dritten Quartal zum Vorjahresquartal um 7,5 Prozent. In Irland, das ebenfalls am Tropf seiner Euro-Partner hängt, gingen die Arbeitskosten um 1,1 Prozent zurück.