Luftfahrtkoordinator Hintze fordert stärkere deutsche Beteiligung im Konzern

Berlin. Die Bundesregierung befürchtet, dass Deutschland wegen der Pläne des designierten EADS-Chefs Tom Enders bei Europas führendem Flugzeugbauer Airbus ins Hintertreffen gerät. Der Regierungskoordinator für die Luftfahrtbranche, Peter Hintze, forderte in einem Brief an Enders, der derzeit an der Spitze der EADS-Tochter Airbus steht, für Deutschland einen fairen Anteil an der Forschung, Entwicklung und industriellen Produktion ein.

Organisationseinheiten sollten von Toulouse nach Hamburg und Bremen verlagert werden. Dies gelte vor allem für "Kompetenzen im Bereich Forschung und Entwicklung". Zudem sollten bei der Besetzung der obersten fünf Hierarchieebenen im Airbus-Management Deutsche gleichermaßen zum Zuge kommen wie Franzosen.

Die Bundesregierung befürchtet, durch die Konzentration vieler strategischer Airbus-Bereiche in Frankreich, von den wirtschaftlichen Früchten und dem Technologietransfer bei Airbus nur unzureichend zu profitieren.

Airbus reagierte verärgert. "Die in dem Brief enthaltenen Forderungen weisen wir mit Nachdruck zurück", sagte Airbus-Sprecher Rainer Ohler. "Balance- und Proporzspiele wird es bei Airbus nicht geben."

Der Streit hat auch deshalb besondere Brisanz, weil derzeit Gespräche über eine deutsche Staatsbeteiligung an der Airbus-Mutter EADS über die Förderbank KfW durch Übernahme eines Aktienpakets vom Autobauer Daimler laufen. Damit gewinnen die Äußerungen Hintzes als Vertreter des möglichen EADS-Großaktionärs Deutschland noch an Gewicht. Andererseits steht Enders, der Mitte des Jahres an die Spitze des Luft- und Raumfahrtkonzerns rückt, für ein Zurückdrängen des Staatseinflusses sowie für straffere Strukturen und betriebswirtschaftliche Effizienz im Unternehmen. Das Verhältnis zwischen Enders und Hintze gilt seit Längerem als belastet.