Fluggesellschaft aus Hongkong stellt Bestellung von zehn A380-Jets auf den Prüfstand. Russland könnte Airlines Überflugrechte entziehen.

Hongkong/Toulouse. Der Streit um den Emissionshandel im europäischen Luftverkehr bringt beim Flugzeugbauer Airbus einen Großauftrag in Gefahr. Die private Fluggesellschaft Hong Kong Airlines stellt ihre Bestellung von zehn Exemplaren des Mega-Airbus A380 auf den Prüfstand, wie der Chef der Gesellschaft, Yang Jianhong, sagte: "Es ist möglich, dass die chinesischen Bestellungen bei Airbus von dem geplanten Emissionshandel beeinträchtigt werden", sagte er der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Jedes Unternehmen muss sich nach der Politik seines Landes richten."

Dem Manager zufolge hat die Fluggesellschaft, hinter der der chinesische Logistikkonzern HNA steht, jedoch auch eigene Gründe, den Großauftrag aus dem vergangenen Jahr zu überdenken. Hong Kong Airlines hatte die zehn A380, die laut Preisliste auf einen Gesamtwert von fast vier Milliarden Euro kommen, erst im vergangenen Sommer bei Airbus bestellt. Nach bisherigen Plänen sollen sie ab dem Jahr 2015 ausgeliefert werden.

Wegen der Einbeziehung des Luftverkehrs in den Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten mit Wirkung zum 1. Januar 2012 erntet die EU weltweit erheblichen Widerstand.

Erst in der vorigen Woche hatten Delegationen aus 26 Ländern, darunter China, Indien, Russland und die USA, bei einem Treffen in Moskau Gegenmaßnahmen angedroht, sollten befürchtete Gebühren in Millionenhöhe für die Fluggesellschaften dieser Länder nicht gekippt werden. So hatte Russland angedeutet, man könne Überflugrechte europäischer Airlines für den sibirischen Luftraum einschränken. Die 26 Länder kritisieren, dass die EU ihre Kompetenzen überschreitet, weil sie auch den Teil der Langstreckenflüge, der außerhalb ihres Territoriums liegt, als Berechnungsgrundlage heranzieht. Die US-Regierung hatte vor einem Handelskrieg gewarnt.

Auch Airbus-Chef Thomas Enders fürchtet eine Zuspitzung des Streits über den Emissionshandel. "Ich bin sehr besorgt", hatte er kürzlich auf der Luftfahrtmesse in Singapur gesagt. "Was als Lösung für die Umwelt begann, ist zu einer möglichen Quelle eines Handelskonflikts geworden." Bislang hat der A380-Auftrag aus Hongkong jedoch noch Bestand. "Der Status der Bestellung hat sich nicht geändert", sagte ein Airbus-Sprecher dem Abendblatt.

Angesichts der Proteste gegen die CO2-Abgabe signalisierte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso zuletzt Gesprächsbereitschaft. Ein Kompromiss könnte die Einführung eines weltweiten Emissionshandels sein, der von der globalen Luftfahrtorganisation ICAO geregelt würde.