Freenet geht neue Wege. Gewinn steigt um 28 Prozent. Aktienkurs schießt kräftig in die Höhe

Hamburg. Die Freenet AG agiert im schwierigen Telekommunikationsmarkt zunehmend erfolgreich. Das Unternehmen mit Sitz in Büdelsdorf und Hamburg, das nicht über ein eigenes Netz verfügt, sondern Telefonminuten von den Netzbetreibern weiterverkauft, hat 2011 nach vorläufigen Zahlen 144 Millionen Euro verdient, ein Plus von 28 Prozent nach 112,5 Millionen Euro im Vorjahr. Der Umsatz sank leicht im Vergleich zu 2010, von 3,34 Milliarden auf 3,22 Milliarden Euro. Auch für die Erlöse im laufenden Jahr erwartet der Konzern nur eine Stagnation.

Das Ergebnis bewerteten Marktexperten dennoch als positiv, die Zahlen seien besser als erwartet. Die Aktie des TecDAX-Unternehmens legte zwischenzeitlich um zehn Prozent zu.

Freenet mit 900 Mitarbeitern in Büdelsdorf und 400 Beschäftigten in Hamburg macht derzeit einen Strategiewechsel durch, denn durch den hohen Preisdruck beim Telefonieren lässt sich in diesem Bereich immer weniger Geld verdienen. Außerdem integrierte das Unternehmen in den vergangenen Jahren die Telekommunikationsdienstleister mobilcom und debitel unter einem Dach, eine Aufgabe, die das Unternehmen allein bei der Informationstechnologie sehr stark beansprucht hat. So verlor Freenet auch gut 360 000 Vertragskunden, "wir hatten allerdings einen Kundenrückgang von 500 000 erwartet", sagte Christoph Vilanek, Vorstandsvorsitzender der Freenet AG.

Um die Schwäche im Kerngeschäft auszugleichen, formt Vilanek das Unternehmen mit seinen 560 Läden immer stärker zum Anbieter rund um den digitalen Alltag. "Die Digitalisierung bestimmt unser Leben zunehmend, darauf stellen wir uns ein", sagte Vilanek. Allein in Hamburg schafft Freenet unter anderem für firmeneigene Internetportale 30 neue Stellen, gesucht werden in den nächsten Monaten etwa IT-Spezialisten und Webdesigner.

Auch die Shops verkauften mehr und mehr Produkte für den "Digital Lifestyle". Im Angebot hat Freenet unter anderem sogenannte Smarthome-Boxen. Die Geräte können die Heizkosten in Privathaushalten verringern und lassen sich vom Handy aus steuern. "Wir wollen mit unseren Kunden lernen, wie sich solche digitalen Produkte am besten einsetzen lassen", sagte Vilanek und nennt ein weiteres Beispiel: Demnächst nimmt er Handys ins Sortiment, die Gesundheitschecks ermöglichen mit Apps, also kleinen Programmen, mit denen sich die Daten auswerten lassen. Sensoren am Smartphone würden den Fettanteil, den Puls und andere Werte messen, aus denen sich der Nutzer täglich sein Fitnessprofil mit Tipps für eine optimale Lebensweise erstellen lassen kann. Vilanek ist überzeugt, dass er so neue Erlösquellen für Freenet finden kann: "Wir haben keine eigene Entwicklung neuer Produkte, umso wichtiger ist es, dass wir uns von Trends inspirieren lassen und damit unsere Shops auslasten."